Deutschland importiert so viel Strom aus dem Ausland wie nie! Und davon sind immer noch 21 Prozent aus Kernkraft und fast 30 Prozent aus Kohle, Gas etc.
„Jedes Jahr gibt es Phasen, in denen wir Strom aus anderen Ländern einkaufen“, antwortete Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) im Juli auf die Frage, warum Deutschland die Kernkraft durch Importstrom ersetze.
Klang ganz so, als habe sich durch das AKW-Aus nichts verändert im Vergleich zu den Vorjahren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Deutschland importiert mehr Strom denn je: 6505 Gigawattstunden waren es im August laut Bundesnetzagentur – Rekord! Noch NIE hat Deutschland so viel Strom aus dem Ausland eingekauft.
Und das hat seinen Preis: 557 Millionen Euro lautet der Export-Saldo, den Deutschland im August beim grenzüberschreitenden Stromhandel an die EU-Nachbarn zahlen musste (Ursachen: mehr Import als Export, höhere Import- als Exportpreise).
Top-Ökonomin Wirtschaftsweise Veronika Grimm (51) sagte zu BILD: „Der Sinn des europäischen Strommarktes ist, dass man sich gegenseitig aushilft und den günstigsten Strom nutzt, der zur Verfügung steht.“ Insoweit sei daran erstmal nichts auszusetzen. ABER: „Natürlich hat die Abschaltung der Kernkraft die Notwendigkeit von Stromimporten erhöht. Unsere Studie hat letztes Jahr ergeben, dass die Abschaltung eine Preissteigerung von acht bis zwölf Prozent zur Folge haben dürfte und dass sich auch der Preis in den Nachbarländern erhöht.“ Diese unnötige Verknappung des Angebots sei „ärgerlich für die Stimmung in Europa“.
Wie im Juli sind die Preise für Heizen, Strom und Mobilität auch im August gestiegen.
So wird unser Importstrom produziert: ► 21 Prozent Kernkraft, ▶︎ 46 Prozent konventionelle Energiequellen, ► 51 Prozent erneuerbare Energien.
6505 Gigawattstunden (GWh) hat Deutschland im August importiert. Insgesamt wurden im August in Deutschland etwa 33 000 GWh Strom verbraucht. Heißt: Wir haben eine Importquote von satten 20 Prozent.
Spannend: Von der Importmenge wurden 21 Prozent aus Kernkraft (1365 GWh) gewonnen. Am Gesamtstromverbrauch hat die Kernkraft also einen Anteil von mehr als vier Prozent. Das ist mehr als in den Monaten vor dem AKW-Aus (2,5 %).