Eine Frau aus Sachsen hat sich in diesem Jahr erstmals in Deutschland mit dem West-Nil-Virus (WNV) infiziert. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin bestätigte den Fall am Freitag und berichtete zudem von drei weiteren Infektionen, die bei Reisenden aus dem Ausland festgestellt wurden. Die Behörden rechnen mit weiteren Übertragungen des potenziell tödlichen Virus, da die Zahl verdächtiger Proben rapide ansteigt.
Das West-Nil-Virus wurde bei der betroffenen Frau aus Sachsen, die in der Nähe der Grenze zu Brandenburg lebt, in einer Blutspende-Probe nachgewiesen, wie Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg erklärte. Bei den drei weiteren Fällen handelte es sich um Frauen, die sich im Ausland durch Mückenstiche angesteckt hatten. Laut Schmidt-Chanasit deuten die bisherigen Daten auf eine erhöhte Aktivität des Erregers hin. Auch bei Pferden und Vögeln wurden deutlich mehr Infektionen verzeichnet, insgesamt 32 Fälle. Besonders betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Schmidt-Chanasit vermutet, dass bereits mehr Menschen infiziert sein könnten, als bisher angenommen, da die Tests zeitaufwendig sind. Generell gibt es eine hohe Dunkelziffer beim West-Nil-Fieber.
Gefahren des West-Nil-Virus Schmidt-Chanasit warnt, dass mit einem Anstieg der Fallzahlen zu rechnen ist, insbesondere wenn das Virus das dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet erreicht. Derzeit scheinen die Mücken dort noch frei von dem Erreger zu sein, doch das könnte sich bald ändern. Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus Afrika und verursacht bei etwa 20 Prozent der Infizierten grippeähnliche Symptome wie Fieber und Schüttelfrost sowie oft Hautausschlag. Schwere und tödliche Verläufe betreffen meist ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Im vergangenen Jahr verzeichnete das RKI sieben durch heimische Mücken übertragene West-Nil-Infektionen in Deutschland, im Jahr davor 17. Der erste Fall einer Übertragung durch eine heimische Mücke wurde 2019 gemeldet.