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Viele Ostdeutsche fühlen sich von politischer Teilhabe ausgeschlossen

Eine deutliche Mehrheit der Ostdeutschen kann sich mit der Demokratie als Idee identifizieren, allerdings ist weniger als die Hälfte zufrieden mit ihrem Alltagserleben in der Demokratie. Das ergab eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie der Universität Leipzig, für die 3546 Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern repräsentativ befragt wurden. Zwei Drittel halten es demnach für sinnlos, sich politisch zu engagieren.

Mehr als 75 Prozent glauben, keinen Einfluss auf die Regierung zu haben. Verbreitet sind den Wissenschaftlern zufolge deshalb Verschwörungsmentalitäten und "autoritäre Aggressionen". "Wir beobachten also ein ausgeprägtes Fremdeln mit der Demokratie, sie wird von vielen nicht als etwas Eigenes verstanden", kommentierte Studienautor Johannes Kiess.

Fast ein Viertel fühlt sich laut Studie als Verlierer der deutschen Wiedervereinigung, nicht mal die Hälfte möchte sich als Gewinner bezeichnen - nur 45,6 Prozent äußerten sich so. Mehr als 57 Prozent gaben an, sich als Bürger der ehemaligen DDR zu fühlen.

Drei Viertel fühlen sich als Ostdeutsche. Über 96 Prozent sehen sich aber auch als Deutsche und über 78 Prozent als Bürger der Bundesrepublik. Mehrere Identitäten könnten also parallel zueinander existieren, schrieben die Studienautoren.

Die Erhebung ergab außerdem eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen in den ostdeutschen Bundesländern. Chauvinistische und ausländerfeindliche Aussagen würden nur von einer Minderheit der Befragten abgelehnt, bewerteten die Wissenschaftler die Ergebnisse.

Elemente der Neo-NS-Ideologie würden zwar nicht im selben Maße offen geäußert, antisemitische und sozialdarwinistische Statements fänden aber Zustimmung – ein Drittel der Bevölkerung stimme ihnen vollständig oder teilweise zu. Ausgeprägt sei die Zustimmung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

"Hier ist damit das Potential für extrem rechte und neonazistische Parteien, Wähler zu finden, besonders hoch", erklärte Studienautor Elmar Brähler. Jeder Zweite wünsche sich eine "starke Partei", welche die "Volksgemeinschaft" insgesamt verkörpere.

"Statt pluralistischer Interessensvielfalt wird eine völkische Gemeinschaft gewünscht", erklärte Brähler. Die AfD könne diese Stimmung für ihre Politik nutzen, hieß es in der Studie. Sie bringe diese Stimmungen aber nicht selbst hervor.

awe/cfm