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Verzweifelte Suche nach vermisstem Jungen in Frankreich

Le Vernet – Unter riesiger öffentlicher Anteilnahme läuft in Frankreich eine groß angelegte Suche nach einem kleinen blonden Jungen. Der zweieinhalbjährige Émile verschwand im Urlaub bei seinen Großeltern in Le Vernet, einem Bergdorf im Süden Frankreichs.

Mehr als 800 Einsatzkräfte wurden mobilisiert, aber noch immer gibt es keine Spur des Zweieinhalbjährigen, der seit Samstag, den 8. Juli, in den Alpes-de-Haute-Provence vermisst wird.

Émile ist etwa 90 cm groß, blond und hat braune Augen. Der Junge trägt ein gelbes Oberteil, weiße Shorts und Wanderschuhe. Zu Hause ist er in Bouches-du-Rhône bei Marseille.

Am Samstagabend hatten ihn die Erwachsenen kurz aus dem Blick verloren, berichtet die Zeitung „Le Figaro“. Als die Großeltern ihn ins Auto setzen wollten, konnten sie ihn nicht mehr finden. Zwei Zeugen sahen den Jungen noch eine Straße hinunterlaufen, wähnten ihn in dem 125-Einwohner-Ort aber nicht in Gefahr.

Kurz nach fünf meldeten die Großeltern Émiles Verschwinden den Behörden. Einer Suchaktion von Polizei und Feuerwehr schlossen sich Einwohner und mehr als 100 weitere Freiwillige an. Sie suchten zunächst in einem Umkreis von fünf Kilometern nach dem Jungen, der offenbar schon gut zu Fuß ist.

Bürgermeister François Balique: „Es ist ein kleines Dorf mit etwa 20 Häusern ... wir sehen alles. Er könnte eine gewisse Strecke gegangen sein und sich vielleicht verlaufen oder versteckt haben.“

David Corona, ein ehemaliger Gendarmeriebeamter und Profiler, sagte gegenüber BFMTV, das Alter des Kindes sei „sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil“. Er ist zweieinhalb Jahre alt, kann also nicht sehr weit alleine gehen. Das Problem sei, dass er noch nicht über ausgeprägte motorische Fähigkeiten verfügt. Wenn er zum Beispiel fällt, wo er nur schwer wieder herauskommt, wird er kaum den Weg zurückfinden.

Seit Dienstag soll der Suchradius nun auf fünf Kilometer erweitert werden. Neben Polizei, Feuerwehr und Freiwilligen wird seit Dienstag auch mit Hunden, Hubschraubern und Drohnen gesucht. Die Polizei hat bisher alle Häuser des Dorfes durchsucht.

Laure Westphal, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Sciences Po, erklärte gegenüber dem Sender, dass Émile wahrscheinlich weiter gegangen sei als ursprünglich angenommen. Ein Kind in diesem Alter sei auf der Suche nach Selbstständigkeit, auch wenn es weiß, dass es von einem Erwachsenen abhängig ist. Westphal: „In diesem Alter fängt es an, nein zu sagen.“

Die Polizei hat bisher ausgeschlossen, dass der Junge entführt wurde. Auch der Bürgermeister des Ortes will daran nicht glauben. In der kleinen Gemeinde würden Fremde sofort auffallen.