Gutachter der Krankenkassen bestätigen: 2696 Fälle mit gesundheitlichen Schäden im Jahr 2022
In Deutschlands Krankenhäusern und Arztpraxen ist es im vergangenen Jahr erneut zu tausenden Behandlungsfehlern gekommen. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen teilte in seiner jährlichen Statistik am Donnerstag mit, dass Gutachter der Krankenkassen insgesamt 2696 Fälle festgestellt haben, die zu gesundheitlichen Schäden bei Patienten führten.
13.059 fachärztliche Gutachten bestätigen die Vorwürfe der Patienten
Patienten hatten sich wegen vermuteter Behandlungsfehler bei den Krankenkassen beschwert und daraufhin wurden insgesamt 13.059 fachärztliche Gutachten erstellt. Die Zahlen bewegen sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre.
Jedes vierte Gutachten bestätigt Behandlungsfehler, fast jeder fünfte Fall endet mit gesundheitlichem Schaden
Laut der Statistik kam jedes vierte Gutachten (3221) zu dem Schluss, dass ein Behandlungsfehler vorlag. In fast jedem fünften Fall (2696) führte der Fehler zu einem gesundheitlichen Schaden. In 84 Fällen führte der Fehler zum Tod oder trug wesentlich dazu bei.
Orthopädie und Unfallchirurgie am häufigsten betroffen
Zwei Drittel aller Vorwürfe bezogen sich auf stationäre Leistungen, vor allem in Krankenhäusern, während ein Drittel auf Arztpraxen entfiel. Am häufigsten ging es um Operationen, da Fehler in diesem Bereich leichter zu erkennen seien und daher auch eher gemeldet würden als beispielsweise Medikationsfehler.
Statistik zeigt die Verteilung der Vorwürfe auf verschiedene Fachgebiete
Die Statistik zeigt, dass 30,3 Prozent aller Vorwürfe (3.960 Fälle) die Orthopädie und Unfallchirurgie betrafen. 12,2 Prozent entfielen auf die Innere Medizin und Allgemeinmedizin (1.599 Fälle), 9 Prozent auf die Frauenheilkunde und Geburtshilfe (1.143 Fälle), 8 Prozent auf die Allgemein- und Viszeralchirurgie (1.133 Fälle) und ebenfalls knapp 8 Prozent auf die Zahnmedizin (1.006 Fälle). 6 Prozent der Vorwürfe betrafen die Pflege (834 Fälle) und 26 Prozent bezogen sich auf 29 weitere Fachgebiete.
Hohe Dunkelziffer: Zahl der Behandlungsfehler könnte deutlich höher liegen
Der Medizinische Dienst wies darauf hin, dass die Zahlen lediglich Begutachtungszahlen und -ergebnisse zeigen. Es handelt sich nur um Fälle, in denen Patienten reagiert haben, wenn eine Behandlung nicht ihren Erwartungen entsprochen hat. Der Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes, Stefan Gronemeyer, betonte, dass die Dunkelziffer deutlich höher liege.
Mehr als 17 Millionen Behandlungsfälle in Krankenhäusern und über 550 Millionen in Arztpraxen pro Jahr
Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es in Deutschland pro Jahr knapp 17 Millionen Behandlungsfälle in Krankenhäusern und mehr als 550 Millionen Behandlungsfälle in Arztpraxen.