Was ist der größte Scheck, den Sie jemals ausgestellt haben? Der größte Scheck, den die meisten Menschen jemals ausstellen werden, ist wahrscheinlich ein paar tausend Dollar für die erste/letzte Monatsmiete und die Kaution für eine Wohnung. Größere Beträge, wie z. B. eine Anzahlung für ein Haus, werden normalerweise elektronisch überwiesen.
Das Gleiche gilt für die Geschäftswelt. Ein Unternehmen stellt Schecks für Mitarbeitergehälter und vielleicht einige kleinere Geschäfte aus, aber für größere Transaktionen ist eine elektronische Überweisung bei weitem die bevorzugte Methode.
Andererseits wurden im Laufe der modernen Finanzgeschichte sicherlich einige sehr große Schecks ausgestellt, von Millionen bis zu Hunderten von Millionen Dollar. Was ist also der größte physische Scheck, der jemals ausgestellt wurde? Um das herauszufinden, müssen wir ein wenig in der Zeit zurückreisen...
Es ist Oktober 2008. Die Welt wird von einer außer Kontrolle geratenen Finanzkrise erschüttert. Die gesamte Weltwirtschaft befindet sich im freien Fall. Banken, die Wochen zuvor noch als die zuverlässigsten und stabilsten Institutionen der Unternehmenswelt galten, standen kurz vor der Insolvenz. Lehman Brothers war gerade gescheitert und Bear Stearns wurde für einen Hungerlohn aufgekauft.
Und dann war da noch Morgan Stanley.
Nach allem, was man hört, war Morgan Stanley das nächste Unternehmen, das untergehen sollte. Verzweifelt versuchten die Führungskräfte von Morgan Stanley, ihren Untergang zu verhindern, und baten mehrere große ausländische Unternehmen um einen Rettungsanker, der die Finanzen der Bank stützen und den Anlegern zeigen sollte, dass die Bank überleben würde.
Morgan Stanley liebäugelte eine Zeit lang mit einer staatlich kontrollierten chinesischen Bank, fand aber schließlich mit Mitsubishi UFJ einen potenziellen Partner.
Das Problem war die Dringlichkeit. Das Vertrauen der Anleger hatte den Aktienkurs von Morgan Stanley von fast 60 Dollar pro Aktie auf weniger als 10 Dollar dezimiert, und ein Ende des Schmerzes schien nicht in Sicht.
Die Teams beider Unternehmen hielten am Columbus Day-Wochenende im Oktober 2008 eine Dringlichkeitssitzung ab. Nach 48-stündigen Verhandlungen einigten sich die beiden Seiten auf einen Deal und ein endgültiges Preisschild. Mitsubishi würde 9 Milliarden Dollar in Morgan Stanley investieren und im Gegenzug einen Anteil von 21 % und eine jährliche Dividende von 10 % erhalten.
Unter allen anderen Umständen in der jüngeren Finanzgeschichte würde eine 9-Milliarden-Dollar-Transaktion durch eine elektronische Überweisung von einer Bank zur anderen abgewickelt werden.
Da stoßen die Verhandlungsteams an eine Wand.
#1) Erstens war es ein Feiertagswochenende und die Banken würden in beiden Ländern bis Dienstag geschlossen sein.
#2) Zweitens dauert die Überweisung eines beliebigen Geldbetrags in der Regel 2-3 Tage, und Morgan Stanley hätte möglicherweise keine weiteren 24 Stunden überlebt.
#3) Drittens juckte es Morgan Stanley in den Fingern, so schnell wie möglich eine formelle Ankündigung der Fusion zu machen, um einen weiteren Absturz des Aktienkurses zu verhindern.
Auf der verzweifelten Suche nach einer Lösung für das 9-Milliarden-Dollar-Problem scherzte einer der Morgan-Stanley-Verhandlungsführer: "Schade, dass man nicht einfach einen Scheck ausstellen kann!"
Die beiden Teams brachen in Gelächter aus. Doch dann, ein paar Minuten später, machte einer der leitenden Angestellten von Morgan Stanley die erstaunliche Feststellung, dass ein Scheck tatsächlich funktionieren könnte.
Wenn Mitsubishi über die Mittel zur Deckung eines Schecks in Höhe von 9 Mrd. USD verfügte, gab es keinen Grund, warum Morgan Stanley diesen nicht annehmen und einreichen konnte, bevor die Märkte am Dienstagmorgen eröffnet wurden. Aus buchhalterischer/regulatorischer Sicht waren mit einem Scheck auf Papier alle Voraussetzungen erfüllt, damit Morgan Stanley die Fusion offiziell ankündigen und den Kursverfall seiner Aktien hoffentlich umkehren konnte.
Das japanische Team machte sich schnell auf den Weg, um in der Zentrale anzurufen und deren Möglichkeiten zu erkunden. Wie es der Zufall wollte, verfügte Mitsubishi UFJ tatsächlich über genügend Guthaben auf dem Girokonto, um einen Scheck in Höhe von 9 Mrd. Dollar zu decken und einzulösen.
Nach einigen Stunden des Telefonierens und der Absprachen kehrten die Mitsubishi-Banker mit einem Scheck über 9 Milliarden Dollar in die Zentrale von Morgan Stanley zurück. Das ist die Zahl neun, gefolgt von neun Nullen. Elf Nullen, wenn man die Pfennige mitzählt. Es war und ist immer noch der größte Scheck, der je ausgestellt wurde.
Hier ist ein Foto des tatsächlichen Schecks:
Morgan Stanley verkündete der Welt sofort, dass das Geschäft abgeschlossen sei.
Am Dienstag stiegen die Aktien des Unternehmens um 85 % von 9,68 $ auf 17,92 $. Heute liegt der Aktienkurs von Morgan Stanley über 100 $. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens beträgt 190 Milliarden Dollar. Aus den 9 Milliarden Dollar, die für einen Anteil von 21 % investiert wurden, sind also 40 Milliarden Dollar geworden, Dividenden nicht eingerechnet!
Alles dank eines Papierschecks.
