Am Montag, den 2. März, stiegen die Aktien von Twitter sprunghaft an, nachdem bekannt wurde, dass Paul Singer, der Gründer der Vermögensverwaltungsfirma Elliott Management, einen Anteil von 1 Milliarde Dollar an dem Social-Media-Unternehmen erworben hat. Der Grund: Er will CEO Jack Dorsey aus dem Unternehmen drängen. Singer lässt keine Zeit verstreichen, um Veränderungen bei Twitter einzuleiten. Er hat bereits vier neue Direktoren nominiert, darunter zwei Personen aus seinem in Manhattan ansässigen Hedgefonds. Was hat Singer mit Dorsey zu schaffen?
Nun, es heißt, dass Singer die Tatsache nicht gefällt, dass Dorsey sowohl CEO von Twitter als auch von Square ist. Sein Problem ist, dass Dorsey seine Zeit zwischen den beiden Technologieunternehmen aufteilt. Singer ist der Meinung, dass Dorsey seine ungeteilte Aufmerksamkeit Twitter widmen sollte, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen 2020 und die Rolle von Twitter bei der Verbreitung von Nachrichten und Informationen über diese und andere globale Nachrichtenereignisse. Zur vollständigen Offenlegung sei angemerkt, dass Singer ein großer republikanischer Spender und Freund von Präsident Trump ist.
Singer gründete seinen Hedgefonds, Elliott Associates L.P., 1977 mit 1,3 Millionen Dollar Startkapital von Freunden und Familie. Er wurde als Geierkapitalist bezeichnet, weil er sich auf den Erwerb notleidender Schulden spezialisiert hat. Die heutige Elliot Management Corporation beaufsichtigt Elliot Associates und Elliot International Limited, die zusammen ein Vermögen von mehr als 21 Milliarden Dollar verwalten. Die Paul E. Singer Family Foundation unterstützt vor allem wohltätige Projekte wie den Singer Prize for Excellence in Secondary Teaching der Harvard Graduate School of Education und die VH1 Save The Music Foundation, um nur einige zu nennen. Als lautstarker Befürworter der Rechte von Homosexuellen spendete er 425 Tausend Dollar seines eigenen Geldes zusammen mit 500 Tausend Dollar Spendengeldern, um die Bemühungen um die Legalisierung der Homo-Ehe in New York zu unterstützen.
Singer hat sich nicht dazu geäußert, was er davon hält, dass Dorsey politische Anzeigen auf Twitter verboten hat, aber andere republikanische Experten haben Dorsey dafür kritisiert. Singers Putschversuch ließ die Twitter-Aktien um 7 % steigen, das sind 3 % mehr als im Jahr 2020 bisher. Dies ließ die Bewertung des Unternehmens um 1 Milliarde Dollar auf knapp über 28 Milliarden Dollar steigen.
Während die Börse Singers Schritt begrüßte, lehnten sich die Twitter-Mitarbeiter dagegen auf und starteten eine #WeBackJack-Kampagne. Selbst Elon Musk schloss sich an, um seine Unterstützung für Dorsey zu bekunden.
Dorsey hat sich zu Paul Singers Übernahmeversuch nicht geäußert, allerdings trafen sich Führungskräfte von Twitter am 28. Februar in San Francisco mit Singer und seinen Vertretern. Dorsey war bei dem Treffen nicht anwesend.
Singer glaubt, dass Dorsey abgelenkt ist und hat Bedenken geäußert, dass er sechs Monate des Jahres in Afrika verbringt und nur langsam neue Produkte auf der Plattform einführt. Auch Präsident Trump, der ein begeisterter Twitter-Nutzer ist, hat Twitter regelmäßig kritisiert. Er hat Twitter politische Voreingenommenheit gegenüber Konservativen vorgeworfen und behauptet, dass Twitter zusammen mit Facebook und Google versucht habe, die Wahlen zu manipulieren. Er hat wiederholt damit gedroht, Twitter, Facebook und Google zu untersuchen oder zu regulieren.
Singer ist nicht der erste Aktionär, der Bedenken über Dorseys Führung geäußert hat. Seit Dorsey im Juli 2015 an die Spitze des Unternehmens zurückgekehrt ist, sind die Aktien von Twitter um 6,2 % gefallen. Er war seit 2006 an der Spitze von Twitter, verließ das Unternehmen aber 2013. Als er 2015 zurückkehrte, hatte sich sein Image drastisch gewandelt: vom geschliffenen CEO zum bärtigen Anführer, der oft Kapuzenpullis trägt.
