Sie erinnern sich vielleicht an die Kontroverse um den Salvator Mundi, das so genannte "letzte da Vinci"-Gemälde, das 2005 wieder auftauchte und bei einem Nachlassverkauf für nur 10.000 Dollar verkauft wurde, bevor es dem legendären Künstler Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde, woraufhin es zum teuersten Gemälde der Welt wurde und 2017 für etwas über 450 Millionen Dollar verkauft wurde. Seitdem wird das Gemälde kontrovers diskutiert. Viele meinen, dass die "Enthüllung", dass es tatsächlich von da Vinci (und nicht von einem seiner Schüler) gemalt wurde, nicht stichhaltig ist. In einem Essay für ArtWatch UK äußert der Kunstexperte Jacques Franck nun neue Zweifel an der wahren Herkunft des Gemäldes.
Franck nutzt nicht die Wissenschaft oder die Geschichte, um die Vorstellung zu widerlegen, dass der Salvator Mundi von da Vinci gemalt wurde. Stattdessen nutzt er sein Fachwissen über da Vincis tatsächliche Arbeit und behauptet, dass das Gemälde einfach nicht den Standards des Meisters entspricht:
"Wenn der Zeige- und Mittelfinger vollständig erhoben sind, kann man die anderen Finger nicht weit in die Handfläche hineinbiegen, wie es bei der segnenden Hand des Salvator Mundi zu beobachten ist. Es handelt sich also um eine unwahrscheinliche Bewegung."
Das steht im Widerspruch zu da Vincis dokumentierter Beherrschung und Detailgenauigkeit der menschlichen Anatomie, sagt Franck. Und das ist nicht das einzige Merkmal des Gemäldes, das er beanstandet. Er weist auch auf "die seltsam lange und dünne Nase, die mechanischen Haarkringel, die flache Augenhöhle und den überschatteten Hals" des Dargestellten hin.
ArtWatch UK Direktor Michael Daley scheint dem zuzustimmen:
"Niemand war anatomisch so anspruchsvoll wie Leonardo. Die Probleme mit den Händen, die nicht von Leonardo gemalt worden sein können, sind nur eines der großen unausgesprochenen Dinge dieses Gemäldes... Wenn man eine Sache entdeckt, die an einem Gemälde falsch ist, neigt man dazu, alles zu entdecken, was an einem Gemälde falsch ist."
Ein Laie könnte annehmen, dass das Gemälde einfach an einem freien Tag Leonardos entstanden sein könnte, aber einige Gelehrte, die sich mit dem Werk des Meisters befassen, beharren darauf, dass er keine freien Tage hatte. Stattdessen sagt Franck, dass die Künstler Salai und Baltraffio, Zeitgenossen von da Vinci, die unter ihm arbeiteten, das Werk gemalt haben könnten, das irgendwann um 1500 entstand (das Gemälde wurde ursprünglich Baltraffio zugeschrieben, bevor die "Entdeckung" gemacht wurde, dass es angeblich das Werk von da Vinci war).
Wir werden vielleicht nie mit Sicherheit wissen, ob Leonardo da Vinci den Salvator Mundi mit seinen eigenen Händen gemalt hat, und Franck ist nur einer von vielen Gelehrten, die über diesen Punkt debattieren, und das Gemälde ist auch von anderen Geheimnissen umhüllt, wie zum Beispiel, wer genau es 2017 gekauft hat (angeblich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman) und wo es sich jetzt befindet.
