Wir leben in einer Zeit des unglaublichen Reichtums und der enormen Ungleichheit zwischen den reichsten Milliardären und den Menschen der Mittelschicht. Die 50 reichsten Familien der Welt haben zusammen ein Nettovermögen von 1,2 Billionen Dollar. Die Familie Cargill MacMillan ist die viertreichste Familie Amerikas mit einem Nettovermögen von 47 Milliarden Dollar, das vor zwei Jahren noch bei 42,3 Milliarden Dollar lag. Noch nie von ihnen gehört? Die Familie ist Eigentümerin von Cargill, Inc. dem größten Privatunternehmen in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen geht auf das Jahr 1865 zurück, als William W. Cargill das Rohstoffunternehmen mit einem einzigen Getreidelager in Iowa gründete.
Heute haben seine Erben die Kontrolle über das Unternehmen, das in den Bereichen Lebensmittel und Landwirtschaft tätig ist. Wenn wir an Dynastien denken, denken wir vielleicht an Generationen von Königen, die in einem fernen Land herrschen. Dem Wörterbuch zufolge hat das Wort Dynastie eine etwas umfassendere Bedeutung. Es ist "eine Abfolge von Personen aus derselben Familie, die eine herausragende Rolle in der Wirtschaft, Politik oder einem anderen Bereich spielen". Nach dieser Definition ist die Familie Cargill Amerikas größtes Beispiel für eine Dynastie. 14 Mitglieder der Cargill-MacMillan-Familie sind Milliardäre. In dieser einen Familie gibt es mehr Milliardäre als in manchen Ländern.
William W. Cargill wurde 1844 in Port Jefferson, New York, geboren. In den Jahren nach dem Bürgerkrieg war Cargill in seinen 20ern. Er gründete sein eigenes Getreidelagerunternehmen in Iowa. Zwei Jahre später holte er seine Brüder Sam und Sylvester in das Unternehmen und expandierte in den Holzhandel. Zehn Jahre nach der Gründung des Unternehmens holte er seinen anderen Bruder James F. Cargill in das Unternehmen. William starb 1909 an einer Lungenentzündung und hinterließ das Unternehmen seiner Frau. Traurigerweise starb seine Witwe nur wenige Monate nach ihm unerwartet, und das Unternehmen wurde unter ihren vier Kindern aufgeteilt. Sein Schwiegersohn John MacMillan Sr. wurde Präsident des Unternehmens.
Die Ernennung von MacMillan zum Präsidenten war ein Glücksfall für das Unternehmen und das zukünftige Vermögen der Familie. Er hatte ein gutes Gespür für Geschäfte und rettete das Unternehmen vor dem Untergang. Er stellte einen soliden Finanzplan auf, der dem Unternehmen ein stetiges Wachstum ermöglichte. Von 1909 bis 1960 war entweder ein Cargill oder ein MacMillan CEO des Unternehmens, darunter auch John Macmillan, Jr. Das erste familienfremde Mitglied, das das Unternehmen leitete, Erwin Kelm, erweiterte das Unternehmen um die Bereiche Fracht, Versand und Rohstoffe. Whitney MacMillan übernahm das Familienunternehmen 1976, und unter seiner Führung wuchs der Umsatz des Unternehmens auf fast 30 Milliarden Dollar pro Jahr. Inflationsbereinigt entspricht das heute etwa 137 Milliarden Dollar.
In den 1990er Jahren hatte das Unternehmen mit Wachstumsschmerzen zu kämpfen. Die Familie wollte das Unternehmen in Privatbesitz halten, während andere den Börsengang forderten. Die ganze Situation wurde durch eine Umstrukturierung des Verwaltungsrats gelöst, dem sechs Familienmitglieder, sechs nicht verwandte Geschäftsleute und fünf Manager aus dem Unternehmen angehörten. Heute ist Cargill nach wie vor ein Familienunternehmen, an dem die Familien Cargill und MacMillan 90 % der Anteile halten. Jedes Jahr belässt die Familie Cargill MacMillan 80 % der Nettoeinnahmen des Unternehmens zur Reinvestition im Unternehmen und schüttet etwa 18 % der Nettogewinne als Dividenden aus.
Von 1999 bis 2007 war Warren Staley, ein amerikanischer Investor und Geschäftsmann, CEO von Cargill, Inc. Seine Karriere bei dem Unternehmen erstreckte sich über fast vier Jahrzehnte. Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, das Unternehmen von dem, was die "Star Tribune" als "die Version der CIA in der Agrarindustrie" bezeichnete, in ein offeneres und moderneres Unternehmen verwandelt zu haben, das in den Rohstoffhandel und in Investitionen in der ganzen Welt expandierte.
Die Familie ist notorisch privat. Sie gibt nur selten Interviews, meidet das Rampenlicht und ist nicht in die gesellschaftliche Szene eingebunden. Die meisten Familienmitglieder leben auf großen Ranches in Minnesota, Montana und Wisconsin.
Die Familie Cargill-MacMillan ist nach wie vor aktive Vorstandsmitglieder, aber sie leitet nicht mehr das Tagesgeschäft von Cargill. Das Unternehmen ist im Laufe der Jahre weiter gewachsen und hat heute 166.000 Mitarbeiter in 70 Ländern. Cargill ist für 25 % aller Getreideexporte der USA verantwortlich. Außerdem beliefert das Unternehmen 22 % des US-Inlandsfleischmarkts. Es ist der größte Geflügelproduzent in Thailand. Alle Eier, die in McDonald's-Restaurants in den USA verwendet werden, stammen von Cargill. Cargill ist der einzige Hersteller von Alberger-Prozesssalz in den USA. Dieses Salz wird in der Fastfood- und Fertiggerichte-Industrie verwendet. Der Jahresumsatz von Cargill beträgt 115 Milliarden Dollar. Wäre Cargill ein börsennotiertes Unternehmen, würde es auf Platz 15der Fortune 500-Liste stehen.
