Ein 72-seitiger Band mit Skizzen und anderen Schriften des großen Leonardo da Vinci, der jetzt als Codex Leicester identifiziert wurde, gehört mit Sicherheit zu den teuersten Bänden aller Zeiten. Seit November 1994 ist er im Besitz eines gewissen Bill Gates, der ihn für 30,8 Millionen Dollar ersteigerte und seitdem in seinem Besitz hat.
Ein kürzlich erschienener CNBC-Artikel geht der Frage nach, warum Gates das Buch nicht nur gekauft, sondern auch fast 25 Jahre lang aufbewahrt hat, wobei zu bedenken ist, dass er 1994 zwar durch Microsoft sehr reich, aber noch nicht der reichste Mensch der Welt war. Was hat den bekanntlich sparsamen Gates dazu bewogen, so viel Geld für einen so kleinen Gegenstand auszugeben? In einem Interview mit 60 Minutes aus dem Jahr 2013 sprach er über die Qualitäten, die er in Leonardo sieht und die ihn für ihn zu einem persönlichen Helden machen:
"Es ist eine Inspiration, dass eine Person - auf sich allein gestellt, ohne Feedback, ohne dass ihr gesagt wurde, was richtig oder falsch ist - dass sie sich immer wieder selbst antreibt, dass sie Wissen selbst als die schönste Sache empfindet."
Kürzlich hat Gates seine anhaltende Bewunderung für Leonardo in seinem persönlichen Blog dargelegt, in dem er Walter Isaacsons Leonardo-Biografie aus dem Jahr 2017 als eines seiner empfehlenswerten Sommerlektürebücher für das folgende Jahr empfahl. Dort sprach er von Leonardos "Sinn für Wunder und Neugier" als seine wichtigste Fähigkeit:
"Wenn er etwas verstehen wollte - sei es der Blutfluss durch das Herz oder die Form der Zunge eines Spechts - beobachtete er es genau, kritzelte seine Gedanken auf und versuchte dann, das Ganze zu verstehen."
"Auch wenn es im Zeitalter von kostenlosen Wikipedia-Einträgen und YouTube-Videos leichter denn je ist, seine Neugier zu befriedigen. Es ist eine Ironie, dass wir von einem Mann, der vor 500 Jahren lebte, an die Wunder des modernen Lebens erinnert werden können."
Auch im letzten Jahr hat Gates ein Projekt gestartet, um den Codex Leicester mit der Öffentlichkeit zu teilen. Es heißt Codescope und ist ein interaktiver Kiosk, mit dem die Benutzer in einer digitalen Kopie des Codex Leicester blättern können, der selbst zu alt und zu wertvoll ist, um auf herkömmliche Weise gelesen zu werden. Das Codescope tourte 2018 zusammen mit dem Codex Leicester durch Museen in Europa, als Teil eines Gedenkens an den 500. Todestag Leonardos.
Wenn Gates also mehr als 30 Millionen Dollar für ein altes Skizzenbuch ausgeben würde, dann wäre es wohl eines von Leonardo.
