Am Mittwoch verurteilte ein Gericht in Shanghai den Milliardär und Immobilienentwickler Wang Zhenhua wegen Kindesmissbrauchs zu fünf Jahren Gefängnis. Wang war im vergangenen Sommer unter dem Vorwurf verhaftet worden, ein neunjähriges Mädchen missbraucht zu haben. Damals versuchte die chinesische Zensur, Berichte über den Fall zu löschen, da Wang ein prominentes Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas war. Im Internet entlud sich ein Sturm der Entrüstung darüber, wie China seine reichsten und am besten vernetzten Personen schützt. Diese Wut hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass Wang in dem jetzt abgeschlossenen, viel beachteten Fall vor Gericht gestellt wurde. Die Verurteilung zu fünf Jahren Haft ist für Kindesmissbrauch in China üblich. Die sozialen Medien waren darüber nicht erfreut, da sie der Meinung waren, dass Wang zu glimpflich davonkam. In den letzten Jahren haben sich Dutzende von Frauen gemeldet, die von Missbrauch durch mächtige Männer berichteten. Bei vielen wurden die Berichte durch Zensur, Gerichtsverfahren und die Zurückhaltung der chinesischen Behörden bei Fällen von sexuellem Missbrauch blockiert.
Wang Zhenhua wurde im Juli 2019 verhaftet. Damals fielen die Aktien seiner Seazen-Gruppe, deren Mehrheitsaktionär und ehemaliger Vorsitzender er ist, drastisch. Seazen ist einer der größten Immobilienentwickler Chinas. Vor seiner Verhaftung war Seazen, gemessen am Umsatz, der achtgrößte chinesische Immobilienentwickler. Heute ist es das 13größte Unternehmen.
Das Gericht in Schanghai brauchte zwei Tage für eine geschlossene Anhörung, um zu einem Urteil zu kommen. Fünf Jahre ist die Höchststrafe für Kindesmissbrauch, was viel zu milde ist. Das kleine Mädchen - und um es klar zu sagen, sie ist neun Jahre alt - ist immer noch ein Kind und wird das, was er getan hat, ein Leben lang mit sich herumtragen müssen. Ich weiß das, weil auch ich als Kind sexuell missbraucht wurde und das, was mir angetan wurde, immer noch mit mir herumtrage.
Als Wang letztes Jahr verhaftet wurde, gab die Kommunistische Partei eine Erklärung ab, in der es hieß: "...sexuelle Übergriffe auf Kinder werden mit dem Schwert des Gesetzes geahndet, ohne Ausnahme!" Angesichts der Verurteilung wurde Wang aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen.
Wang, 58, baute sein Vermögen im Immobiliengeschäft in Shanghai auf, als die Immobilienpreise in den letzten 20 Jahren boomten. Wangs Sohn, Wang Xiaosong, wurde nach der Verhaftung seines Vaters im letzten Sommer zum Vorstandsvorsitzenden von Seazen ernannt. Wang und sein Sohn verfügen zusammen über ein Nettovermögen von rund 6,1 Milliarden Dollar. Wang Zhenhua kontrolliert 70 % der Seazen-Gruppe.
