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Verletzte Bundeswehr-Soldaten auf Rücktransport von Mali nach Deutschland

Luftwaffe fliegt bei Anschlag verwundete Kräfte nach Köln

Nach dem Anschlag auf UN-Kräfte in Mali sind einige der zwölf verletzten Bundeswehr-Soldaten auf dem Rücktransport nach Deutschland. Darunter seien auch die drei schwerverwundeten deutschen Soldaten, teilte die Bundeswehr am Samstag auf Twitter mit. Das medizinische Transportflugzeug des Typs Airbus A400M der Luftwaffe wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP am Nachmittag in Köln erwartet.

Die Maschine war am Morgen im malischen Gao gelandet. Auch die noch vor Ort verbliebenen verletzten Soldaten sollen mit einem zweiten Flugzeug zeitnah zur weiteren medizinischen Behandlung nach Deutschland geflogen werden. Mit der A400M wurden auch während der Corona-Pandemie medizinische Hilfsflüge unter anderem nach Portugal und Indien geleistet.

Rund 180 Kilometer nordöstlich von Gao waren am Freitag zwölf deutsche Soldaten bei einem Selbstmordanschlag verletzt worden. Von den drei Schwerverletzten waren nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) vom Freitag zwei in "stabilem" Zustand, ein dritter werde "zur Stunde" operiert.

Neben den zwölf verletzten Deutschen seien noch drei weitere UN-Soldaten verletzt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus UN-Kreisen. Nach Angaben des belgischen Verteidigungsministeriums ist ein belgischer Soldat unter den Verletzten.

Zu den Hintergründen des Anschlags und möglichen Konsequenzen für den deutschen Einsatz wollte sich Kramp-Karrenbauer zunächst nicht äußern. "Der heutige hinterhältige Anschlag unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir uns den Terroristen entgegenstellen", erklärte hingegen Außenminister Heiko Maas (SPD) am Freitag. "Mali und der Sahel müssen vom Fluch des Terrorismus befreit werden."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "hinterhältigen Selbstmordanschlag", der ihn "erschüttert" habe. "Mein und unser aller Dank gilt den Soldatinnen und Soldaten für ihren gefährlichen Einsatz, bei dem sie jeden Tag in Erfüllung ihrer Pflichten Leib und Leben riskieren."

Die deutschen Soldaten sind Teil eines Kontingents des Blauhelmeinsatzes Minusma. Deutschland beteiligt sich mit bis zu 1700 Bundeswehrsoldaten an Ausbildungs- und Stabilisierungsmissionen der EU und der UNO in Mali.

Die mit rund 13.000 Soldaten besetzte Minusma-Mission - davon bis zu 1100 Bundeswehrsoldaten - ist ebenso wie die malischen und französischen Streitkräfte regelmäßig Ziel von Angriffen. Es ist die tödlichste UN-Mission der Welt.

Bei einem weiteren Angriff waren am Freitag im Zentrum des westafrikanischen Krisenlandes sechs malische Soldaten getötet worden. Der Anschlag ereignete sich nach Armeeangaben auf einem militärischen Außenposten im Dorf Boni.

Die politische Situation in Mali ist seit 2012 von zunehmender Instabilität geprägt. Die meist islamistisch motivierte Gewalt hat in den vergangenen Jahren auch die benachbarten Länder in der Sahel-Zone erreicht. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden in der Krisenregion getötet, Hunderttausende mussten aus ihrer Heimat fliehen. Die Lage in dem Land gilt unter Beobachtern als "besorgniserregend".

Dschihadisten und regionale Milizen machen sich eine mangelnde Präsenz des Staates zu nutze. Es wird befürchtet, dass sie sich weiter in rechtsfreien Räumen ausbreiten - vor allem nachdem es in dem Staat im Mai den zweiten Umsturz der Regierung binnen eines Jahres gegeben hatte.

by SEYLLOU