Genau 20 Jahre nach dem Beschluss für die Riester-Rente fordert eine Verbraucherallianz aus dem Bund der Versicherten, der Bürgerbewegung Finanzwende und des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) das Ende dieser privaten Altersvorsorge. Die drei Organisationen starteten am Dienstag die Kampagne "Stoppt die Riester-Rente - sonst sehen wir alt aus". Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) räumte Änderungsbedarf ein.
Die Riester-Rente wurde am 11. Mai 2001 vom Bundestag beschlossen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen ergänzend zur staatlichen Rente für das Alter vorsorgen und erhalten dafür staatliche Zuschüsse. Die Verbraucherschützer kritisieren, dass wegen der hohen Kosten nicht vorrangig die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern die Versicherungsunternehmen und deren Vertriebe profitieren. Kundinnen und Kunden fänden kaum Versicherungs-Angebote mit niedrigen Kosten und zugleich guten Renditeaussichten.
Gerhard Schick von der Bürgerbewegung Finanzwende erklärte die Riester-Rente für "gescheitert". 20 Jahre lang sei damit "Rentenpolitik für die Versicherungslobby" gemacht worden. "Jetzt muss Schluss sein. Es braucht ein einfaches und kostengünstiges Vorsorgeangebot für die Bürger." Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten nannte die Riester-Rente ein Desaster; sie sei ineffizient, intransparent und handwerklich schlecht umgesetzt. vzbv-Chef Klaus Müller erklärte, die Riester-Rente sei nicht reformierbar; daher sei ein Neuanfang nötig.
Die Organisationen forderten von den Kanzlerkandidaten der Parteien ein "klares Bekenntnis" zum Neustart der privaten Altersvorsorge und riefen zur Unterschrift einer Petition auf.
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen räumte ein: "Riester braucht eine Reform." Die Versicherung sei zwar mit aktuell mehr als 16 Millionen abgeschlossenen Verträgen die "weltweit erfolgreichste freiwillige staatlich geförderte Altersvorsorge". Doch erstens sei ein Kapitalaufbau mit 100-prozentig garantiertem Beitragserhalt mit einem Höchstrechnungszins von künftig 0,25 Prozent kaum möglich.
Zweitens könnte Riester noch viel mehr Menschen erreichen, "wenn wir die Förderung auf alle Bevölkerungsgruppen ausweiten und das komplizierte Zulagensystem vereinfachen." Auch über ein "einfaches, digital vertriebenes und kostengünstiges Standardprodukt" lasse sich reden, erklärte Asmussen.
by INA FASSBENDER