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Verbände: Klimakonferenz muss sich klar zu Abkehr von Fossilen bekennen

Klimaexpertinnen dringen darauf, dass die UN-Klimakonferenz in Dubai sich klar zur Abkehr von fossilen Energieträgern bekennt. "Daran führt kein Weg vorbei", sagte die Klimaexpertin der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Misereor, Anika Schroeder, am Dienstag auf einer Veranstaltung des Kommunikationsnetzwerks GSCC. Dort äußerten mehrere Teilnehmende die Sorge, dass es auf der Konferenz Bestrebungen geben dürfte, neue Schlupflöcher für eine Weiternutzung fossiler Energieträger zu öffnen.

Auf derzeit gegenläufige Tendenzen in der internationalen Klimadiplomatie verwies Linda Schneider, Klimaexpertin der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Zum einen sei bereits auf der UN-Konferenz 2021 in Glasgow ein Abschied etwa von der Kohlenutzung klar als Ziel benannt worden, und diese Bewegung habe "in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen". Auf der anderen Seite kämpften Lobbyisten auch in vielen Regierungsdelegationen für ein "fossiles Roll-Back", um ihre Geschäftsmodelle nicht zu gefährden.

Als Gefahr sehen Schroeder und Schneider hier insbesondere das Propagieren technischer Lösungen wie des Abscheidens und Speicherns von Kohlendioxid (CCS). "Dies ersetzt auf keinen Fall den Ausstieg aus den Fossilen", betonte Schneider. Sie verwies auf die hohen Kosten sowie auch Risiken dieser Technik, mit der derzeit weniger als 0,1 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aufgefangen würden.

Dafür werde CCS jedoch häufig als Begründung herangezogen, um "heute schon Klimaschutz zu verschleppen", warnte auch Schroeder. Problematisch sind aus ihrer Sicht auch Vorhaben, für die Energiegewinnung Biomasse in Verbindung mit CCS-Anlagen zu nutzen, um sogenannte negative Emissionen zu erzeugen. Um dies als globale Lösung einzusetzen, bräuchte man das Dreifache der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche Indiens, gab sie zu bedenken. Dies hätte gravierende Auswirkungen auf Nahrungsmittelversorgung, Umwelt und Menschenrechte.

Die Nutzung von CCS wird grundsätzlich auch vom Weltklimarat IPCC empfohlen. Das Expertengremium argumentiert, dass es nicht gelingen wird, Emissionen schnell genug vollständig zu verhindern, und CCS dann - durch negative Emissionen - einen Ausgleich schaffen könnte. In neueren Einschätzungen weist allerdings auch der IPCC darauf hin, dass CCS hohe Kosten verursache und gemessen daran nur ein geringes Potenzial zur Emissionsminderung habe.

Über den Einsatz von CCS wird inzwischen auch in Deutschland wieder verstärkt diskutiert, das Wirtschaftsressort von Robert Habeck (Grüne) steht dessen Nutzung grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Skeptisch äußerte sich allerdings kürzlich der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner. In Deutschland gebe es viel zu wenig Speicher, um das Kohlendioxid "sicher für Mensch und Klima zu speichern". Die Technologie dürfe daher "nur bei wirklich unvermeidbaren CO2-Emissionen" genutzt werden, mahnte er.

bk/pw