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Verbände fordern angesichts schlechter Ausbauzahlen Umsteuern bei Windkraft

2020 zweitschlechtestes Ausbaujahr seit zwei Jahrzehnten

Angesichts erneut schlechter Ausbauzahlen für Windkraft an Land haben Wirtschafts- und Umweltverbände die Bundesregierung am Dienstag zum Handeln aufgefordert. Nach aktuellen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land mitteilte, gingen 2020 nur rund 1400 Megawatt an Leistung neu ans Netz. Dies war damit das zweitschlechteste Ausbaujahr seit der Jahrtausendwende.

In den Jahren zwischen 2013 und 2018 hatte es einen durchschnittlichen Zuwachs von rund 4000 Megawatt gegeben. Lediglich das Jahr 2019 war der Fachagentur zufolge mit einem Zubau von nur 958 Megawatt für den Windkraft-Ausbau noch schlechter gewesen. Damals war der bisherige Tiefpunkt seit dem Jahr 2000 verzeichnet worden.

Die Ausbaumenge reiche "weder für die Klimaziele noch für den steigenden Bedarf der Industrie nach klimaneutraler Energie", warnte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Er berief sich auf gemeinsam mit dem Bundesverband Windenergie (BWE) vorgenommene eigene Erhebungen, die für 2020 einen Zubau von 420 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1431 Megawatt ergeben.

Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau klafften weit auseinander, kritisierten die beiden Wirtschaftsverbände. Sie wiesen auch darauf hin, dass es im vergangenen Jahr einen Abbau von 203 Anlagen mit einer Leistung von 222 Megawatt gegeben habe. Der Netto-Zuwachs betrage daher lediglich 1208 Megawatt, davon 339 Megawatt aus dem Repowering bestehender Anlagen.

"In diesem Schneckentempo erreichen wir die Klimaziele nicht", kritisierte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae. "Notwendig wäre mindestens die dreifache Zubaumenge pro Jahr. Die Erhöhung der EU-Klimaziele wird zudem einen noch ambitionierteren Ausbaupfad notwendig machen", mahnte sie weiter.

Die Bundesregierung lege jedoch "dem Ausbau der Windenergie weitere Steine in den Weg", warf Andreae Union und SPD vor. Ohne ein Umsteuern drohe durch aus der EEG-Förderung herausfallende Alt-Anlagen bei der Windkraft sogar ein Netto-Rückgang.

"Der Ausbau der Erneuerbaren und insbesondere der Windenergie in Deutschland dümpelt weiter vor sich hin", kritisierte auch der Energieexperte des WWF Deutschland, Henrik Maatsch. Auch er forderte die Bundesregierung auf, "ihren Schlingerkurs bei der Windenergie endlich zu beenden und die Voraussetzungen für einen beschleunigten Ausbau zu schaffen".

Der WWF mahnte auch, den Artenschutz nicht länger zur Verhinderung von Windenergieprojekten zu instrumentalisieren. So werden Klagen gegen neue Windräder häufig mit dem Vogelschutz begründet. Auch der Naturschutzbund Nabu hatte sich gleichwohl kürzlich erneut zum Windkraftausbau bekannt, sofern bei der Ausgestaltung Belange des Artenschutzes angemessen berücksichtigt werden.

"Bei der Windenergie reiht sich ein Negativrekord an den nächsten", kritisierte die Grünen-Energieexpertin Julia Verlinden. Sie forderte die massive Beschleunigung des Windenergieausbaus auf jährlich mindestens 5000 Megawatt. "Die Regierung darf diesen konkreten Beitrag zum Klimaschutz nicht länger blockieren", verlangte Verlinden weiter.

Die Bundesregierung strebt bis 2030 einen Ökostromanteil von 65 Prozent an. Im vergangenen Jahr kamen 46 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Um das 65-Prozent-Ziel zu erreichen, müsste der Ausbau massiv vorangetrieben werden. Zudem halten Klimaexperten das Ausbauziel für unzureichend, auch mit Blick auf die wachsende Bedeutung von Strom in den Bereichen Verkehr, Heizungen über Wärmepumpen sowie Industrie.

by Hector RETAMAL