Die USA ziehen rund 11.900 Soldaten aus Deutschland ab und verlegen ihr Europa-Hauptquartier von Deutschland nach Belgien. US-Verteidigungsminister Mark Esper sagte am Mittwoch im Pentagon, die Zahl der in Deutschland stationierten US-Soldaten werde von rund 36.000 auf 24.000 gesenkt. Unter anderem wird das regionale Hauptquartier US European Command (Eucom) von Stuttgart ins belgische Mons verlegt.
Knapp 5600 Soldaten sollen in andere Nato-Staaten wie Italien, Belgien und - entsprechende Vereinbarungen vorausgesetzt - Polen sowie die baltischen Staaten verlegt werden, sagte Esper. Rund 6400 Soldaten sollen in die USA zurückkehren. Die Truppenverlegung solle "so schnell wie möglich" geschehen, womöglich innerhalb von "Wochen", sagte der Verteidigungsminister. Bislang war von einem geringeren Truppenabzug von rund 9500 US-Soldaten die Rede gewesen.
Der Kommandeur des in Stuttgart ansässigen US European Command, General Tod Wolters sagte, das regionale Hauptquartier solle von der baden-württembergischen Landeshauptstadt ins belgische Mons verlegt werden. Dort befindet sich bereits die militärische Nato-Kommandozentrale Shape (Supreme Headquarters Allied Powers Europe).
US European Command ist das Hauptquartier des regionalen US-Militärkommandos für den gesamten europäischen Raum zwischen Arktis und Kaukasus. Dort laufen die Fäden von Militäreinsätzen in mehr als 50 Ländern zusammen. Noch keine Entscheidung wurde über das ebenfalls in Stuttgart angesiedelte Afrika-Regionalhauptquartier Africom getroffen.
US-Verteidigungsminister Esper sagte, die Region Stuttgart sei vom Truppenabzug "am meisten betroffen". Er habe vergangene Woche ein "gutes Gespräch" mit Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zu dem Thema geführt.
Esper begründete die Neuausrichtung der Truppenstationierung in Europa mit strategischen Überlegungen. Er beteuerte, mit dem Schritt würden die Abschreckung gegenüber Russland und die Nato gestärkt. Außerdem würden die USA flexibler. Künftig soll unter anderem die Rotation von US-Soldaten in Europa erweitert werden.
US-Präsident Donald Trump hatte den Truppenabzug unter anderem mit den in seinen Augen zu niedrigen Verteidigungsausgaben Deutschlands begründet. Der Republikaner kritisiert die Bundesregierung regelmäßig dafür, bei den Militärausgaben deutlich unter dem langfristigen Nato-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu liegen.
Am Mittwoch erneuerte Trump seine Attacken auf Deutschland: Die US-Soldaten seien in Deutschland, um das Land und Europa zu schützen. "Und Deutschland sollte dafür zahlen. Deutschland zahlt nicht."
"Wir wollen nicht mehr die Naivlinge sein", fuhr Trump fort. "Die USA werden seit 25 Jahren ausgenutzt, im Handel und beim Militär. Wir schützen Deutschland. Wir senken jetzt die Truppenstärke, weil sie die Rechnung nicht zahlen. Es ist ganz einfach. Sie sind säumig."
Esper schloss sich diesem Tenor - ungeachtet der Beteuerungen des guten Verhältnisses zu Deutschland - an: "Deutschland kann und sollte mehr für seine Verteidigung ausgeben."
Der geplante Truppenabzug aus Deutschland war in den vergangenen Wochen viel kritisiert worden - auch in den Reihen von Trumps Republikanern. Viele fürchten eine Schwächung der transatlantischen Beziehungen.
by Von Fabian Erik SCHLÜTER