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USA vereiteln mit Drohnenangriff weiteren Anschlag auf Kabuler Flughafen

Maas sucht bei Besuch in der Region künftige Ausreisemöglichkeiten für Schutzbedürftige

Kurz vor dem Ende ihrer Evakuierungsmission in Afghanistan haben die USA einen weiteren Anschlag auf den Flughafen von Kabul vereitelt. Nach Angaben des Pentagons wurde bei einem US-Drohnenangriff am Sonntag ein mit Sprengstoff beladenes Auto zerstört. Angesichts der zu Ende gehenden internationalen Rettungsaktionen will sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in afghanischen Nachbarstaaten für eine sichere Ausreise schutzbedürftiger Afghanen auf dem Landweg einsetzen.

Der Drohnenangriff habe eine "akute Gefahr" für den Kabuler Flughafen durch den Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Afghanistan (IS-K) beseitigt, erklärte das Pentagon. Demnach löste der Drohnenangriff Explosionen aus, die belegten, dass das Fahrzeug mit einer "großen Menge an Sprengstoff" beladen war.

Ein Taliban-Sprecher bestätigte die Zerstörung einer für den Flughafen bestimmten Autobombe. Bei einem möglichen zweiten Angriff sei ein nahe gelegenes Haus getroffen worden. Afghanischen Medien zufolge wurden bei dem Drohnenangriff möglicherweise auch Zivilisten getötet. Die USA erklärten, dies werde geprüft.

Der US-Drohnenangriff erfolgte nur einen Tag nach einem Vergeltungsangriff der US-Armee auf IS-K in der ostafghanischen Provinz Nangarhar, bei dem zwei Logistikexperten der islamistischen Splittergruppe getötet wurden. IS-K hatte sich zu dem verheerenden Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul am Donnerstag bekannt, bei dem mehr als hundert Menschen getötet wurden, darunter 13 US-Armeeangehörige.

US-Präsident Biden hatte am Samstag von einer anhaltend hohen Anschlagsgefahr in Afghanistan gesprochen und weitere Vergeltungsangriffe gegen IS-K angekündigt. Am Sonntag reiste der US-Präsident zum Armeestützpunkt Dover im US-Bundesstaat Delaware, um an einer Zeremonie zum Eintreffen der Särge der in Kabul getöteten US-Soldaten teilzunehmen.

IS-K wird für eine Reihe schwerer Anschläge in Afghanistan und Pakistan in den vergangenen Jahren verantwortlich gemacht. Unter anderem töteten IS-K-Kämpfer Zivilisten in Moscheen, Schulen, auf öffentlichen Plätzen und in Krankenhäusern. IS-K und die Taliban folgen beide einer extremistischen sunnitischen Auslegung des Islam. Dennoch sind die beiden Gruppierungen verfeindet.

Die USA wollen bis Dienstag alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die Bundeswehr hatte ihre Rettungsmission bereits am Donnerstag beendet, auch die anderen westlichen US-Verbündeten haben ihre Evakuierungsflüge aus Kabul größtenteils eingestellt. Allerdings befinden sich noch zahlreiche afghanische Ortskräfte mit westlichen Aufnahmezusagen sowie ausländische Staatsbürger in Afghanistan, darunter auch Deutsche.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bekräftigte am Sonntag bei einem Besuch in der Türkei, dass die Bundesregierung alles daran setzen werde, Deutsche und andere Schutzbedürftige so schnell wie möglich nach Deutschland zu holen. In den kommenden Tagen werde er in den afghanischen Nachbarstaaten Pakistan, Usbekistan und Tadschikistan Gespräche über sichere Ausreisemöglichkeiten für diese Menschen über den Landweg führen, sagte Maas. Parallel dazu fänden auch Gespräche mit den Taliban zu diesem Thema statt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte derweil die Schaffung einer "sicheren" UN-Zone in Kabul ins Spiel, um auch künftig humanitäre Einsätze in Afghanistan zu ermöglichen. Der Vorschlag wird laut Macron auch von Großbritannien unterstützt. Am Montag beraten die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats - Frankreich, Großbritannien, die USA, Russland und China - in einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan.

Die radikalislamischen Taliban hatten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Wie genau die künftige Führung des Landes aussehen soll, ist noch unklar. Am Sonntag wurde bekannt, dass sich der oberste Taliban-Führer Hibatullah Achundsada in der Islamisten-Hochburg Kandahar befindet. Achundsada werde sich bald öffentlich zeigen, kündigte ein Taliban-Sprecher an. Über die oberste Führungsriege der Taliban ist nur wenig bekannt.

by Von David FOX