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US-Vizekandidatin Harris kritisiert in TV-Duell Trumps Corona-Krisenmanagement

"Größtes Scheitern einer US-Regierung in der Geschichte unseres Landes"

Im TV-Duell mit US-Vizepräsident Mike Pence hat seine demokratische Widersacherin Kamala Harris den Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie auf das Schärfste kritisiert. "Das ist das größte Scheitern einer US-Regierung in der Geschichte unseres Landes", sagte Harris am Mittwochabend (Ortszeit). Sie verwies insbesondere auf die Zahl von mehr als 210.000 Corona-Toten in den USA - die höchste Zahl weltweit - und warf der Regierung von US-Präsident Donald Trump "Inkompetenz" vor.

Pence verteidigte das Vorgehen der Regierung. Trump habe "vom ersten Tag an" die Gesundheit der US-Bürger an erste Stelle gestellt. Ohne die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen wären noch viel mehr Menschen ums Leben gekommen. Pence warf Harris im Gegenzug vor, das Vertrauen der Bürger in einen künftigen Corona-Impfstoff zu "untergraben".

Die Vizekandidatin des Demokraten Joe Biden hatte zuvor gesagt, sie würde einen neuen Impfstoff sofort nehmen, wenn er von Experten empfohlen würde - aber nicht, wenn er von Trump empfohlen werde. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, aus politischen Gründen möglichst schnell einen Impfstoff gegen das Coronavirus zulassen zu wollen.

Die TV-Debatte zwischen Harris und Pence weniger als vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Nach Trumps Corona-Infektion saßen die Vize-Kandidaten in Salt Lake City im Bundesstaat Utah durch Plexiglas getrennt auf der Bühne. Zwischen ihnen bestand zudem ein Sicherheitsabstand von mehr als dreieinhalb Metern.

Bei der Debatte stritten Harris und Pence auch über Wirtschaftspolitik, Steuern und den Klimaschutz. Der republikanische Vizepräsident sagte, Biden wolle bei einem Wahlsieg massiv die Steuern erhöhen - auch für Normalbürger. Harris beteuerte, zurückgenommen werden sollten Steuersenkungen der Trump-Regierung für große Konzerne, um in die Zukunft des Landes zu investieren. Die Steuern für Familien mit einem Jahresgehalt unter 400.000 Dollar (340.000 Euro) sollten nicht erhöht werden.

Harris und Pence debattierten zwar hart - blieben aber viel höflicher im Umgang miteinander als Trump und Biden bei ihrem Duell vergangene Woche. Allerdings unterbrach Pence Harris wiederholt und überzog seine Redezeit.

Das einzige TV-Duell der Vize-Kandidaten wurde mit besonderer Spannung erwartet, nicht nur wegen der chaotischen Debatte zwischen Biden und Trump, in der wenig Raum für politische Inhalte geblieben war. Wegen Trumps Corona-Infektion ist derzeit unklar, ob die beiden weiteren geplanten Fernsehdebatten zwischen dem Präsidenten und seinem Rivalen stattfinden werden.

Geplant sind diese bislang für den 15. Oktober und den 22. Oktober. Biden hat die Duelle aber vom weiteren Verlauf von Trumps Infektion abhängig gemacht.

Auch wegen des hohen Alters des 74-jährigen Trump und des 77-jährigen Biden liegt in diesem Jahr ein besonders starkes Augenmerk auf den Vize-Kandidaten. Pence oder Harris würden die Amtsgeschäfte des künftigen Präsidenten übernehmen, sollte dieser beispielsweise wegen einer schweren Erkrankung amtsunfähig werden. Sowohl der 61-jährige Pence als auch die 55-jährige Harris werden zudem als mögliche Präsidentschaftskandidaten bei der nächsten Wahl 2024 gehandelt.

by Von Eric BARADAT