Nach zweiwöchiger Lähmung ist das US-Repräsentantenhaus am Dienstag zur Wahl eines neuen Vorsitzenden zusammengekommen: Der von den Republikanern nominierte rechte Hardliner Jim Jordan will sich an die Spitze der Kongresskammer wählen lassen. Unklar war aber angesichts des Widerstands aus den eigenen Reihen, ob der Verbündete von Ex-Präsident Donald Trump auf die notwendige Mehrheit kommen würde.
Bei vielen moderaten Republikanern gibt es große Vorbehalte gegen den derzeitigen Vorsitzenden des einflussreichen Justizausschusses des Repräsentantenhauses. Weil die Republikaner mit 221 Abgeordneten nur eine knappe Mehrheit stellen, ist offen, ob Jordan im Plenum die erforderliche Mehrheit von 217 Stimmen erreichen kann. Sollten die 212 Abgeordneten der Demokraten von Präsident Joe Biden geschlossen gegen den Vorsitzenden des Justizausschusses stimmen, könnte der 59-Jährige sich höchsten vier Abweichler in den eigenen Reihen leisten.
Der von Trump unterstützte Jordan war am Freitag bei der chaotischen Suche der Republikaner nach einem Nachfolger für den Anfang Oktober abgesetzten Repräsentantenhaus-Vorsitzenden Kevin McCarthy nominiert worden. Am Vortag hatte der zunächst von der Republikaner-Fraktion nominierte Mehrheitsführer Steve Scalise das Handtuch geworfen, nachdem klar geworden war, dass er im Plenum die notwendige Mehrheit für das dritthöchste Staatsamt verfehlen würde.
Der Streit bei den Republikanern hat weitreichende Folgen: Ohne Vorsitzenden ist das Repräsentantenhaus weitgehend gelähmt. Damit kann der Kongress unter anderem keine weiteren Militärhilfen für das von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas angegriffene Israel und die von Russland angegriffene Ukraine beschließen. Den USA droht zudem Mitte November ohne Lösung im Haushaltsstreit ein sogenannter Shutdown.
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