Mit einer kurzen Landung auf dem viereinhalb Milliarden Jahre alten Asteroiden Bennu ist die US-Raumsonde "Osiris-Rex" den Ursprüngen unseres Sonnensystems auf den Grund gegangen. Nach vierjähriger Reise durch das All dauerte der Aufenthalt des Roboterraumschiffs auf dem kleinen Himmelskörper in der Nacht zum Mittwoch nur wenige Sekunden, wie die US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte. Mit ihrem Roboterarm sammelte "Osiris-Rex" Gesteins- und Staubproben ein.
"Alles ist perfekt gelaufen", erklärte der Leiter der Mission, Dante Lauretta. Das Manöver begann um 00.12 Uhr und dauerte nur 16 Sekunden. Mit nur zehn Zentimetern pro Sekunde näherte sich "Osiris-Rex" dem Asteroiden. Die etwa sechs Meter lange Sonde landete schließlich eigenständig ohne Steuerung von der Erde aus und sammelte Asteroiden Gesteins- und Staubproben ein. Um genügend Material aufzuwirbeln, pustete der Roboterarm der Sonde Stickstoff auf die Asteroid-Oberfläche.
Da Bennu rund 330 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist und die Signale von "Osiris-Rex" entsprechend lang unterwegs sind, dauerte es gut 18 Minuten, bis die Nasa die erfolgreiche Landung der Sonde vermelden konnte. Ziel war es, mindestens 60 Gramm von dem Material für die Wissenschaftler auf der Erde zu sammeln. Ob dies gelang, wird sich voraussichtlich jedoch erst in den kommenden Tagen aufgrund der Auswertung der von der Sonde übermittelten Daten und Bilder herausstellen.
"Osiris-Rex" werde möglicherweise "ein Baby-Foto davon heimbringen, wie das Sonnensystem und seine Chemie vor Milliarden Jahren waren", sagte Nasa-Wissenschaftlerin Michelle Thaller. "Wir suchen dort draußen nach unseren eigenen Ursprüngen", begründete sie die Mission, in die die US-Weltraumbehörde bereits zwölf Jahre Arbeit gesteckt hat. Nasa-Chefwissenschaftler Thomas Zurbuchen betonte, Bennu könne die Menschen etwas über "die Geschichte der Erde und des Sonnensystems" lehren.
Die Mission soll zum Verständnis der Entstehung unseres Sonnensystems beitragen. Bennu wurde aus 500.000 bekannten Asteroiden ausgewählt - wegen seiner reichen Kohlenstoffvorkommen, seiner mit rund 490 Meter Durchmesser idealen Maße und seines hohen Alters von rund 4,5 Milliarden Jahren. Außerdem schien Bennu durch Teleskope betrachtet von einer Sandschicht überzogen, welche die Probenentnahme erleichtert hätte.
Ende 2018 zeigten Bilder des Asteroiden allerdings, dass er in Wirklichkeit von Felsen überzogen ist. Die Nasa-Forscher suchten daher lange nach einem geeigneten Landepunkt für "Osiris-Rex" und fanden schließlich einen Krater, der eine relativ geröllarme Fläche von acht Metern Durchmesser aufweist.
Sollte "Osiris-Rex" auf dem Asteroiden nicht genügend Material gesammelt haben, ist ein zweites Landemanöver am 12. Januar möglich. Im März soll die Raumsonde dann ihre lange Rückreise zur Erde beginnen und dort im September 2023 die gesammelten Proben über einer Wüste im Bundesstaat Utah mit einem Fallschirm abwerfen.
Einen Teil der Bennu-Proben wollen die Nasa-Forscher unangetastet lassen, damit kommende Wissenschaftlergenerationen mit womöglich besseren Technologien und mehr Wissen weitere Erkenntnisse daraus ziehen können. Vor der Analyse der Proben des Asteroiden Bennu könnte schon Material vom Asteroiden Ryugu neue Erkenntnisse bringen, auf dem vergangenes Jahr die japanische Raumsonde "Hayabusa2" gelandet war. Nach der ersten derartigen Mission überhaupt ist sie derzeit auf dem Rückweg zur Erde, ihre Ankunft ist für Dezember geplant.
by Von Ivan Couronne