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US-Präsident verkündet Errichtung von Denkmal für schwarzes Lynchmord-Opfer

US-Präsident Joe Biden hat die Errichtung eines neuen Nationaldenkmals zum Gedenken an den schwarzen Teenager Emmett Till verkündet, der in den 50er-Jahren Opfer eines brutalen Lynchmords geworden war. Das Weiße Haus bezeichnete den symbolischen Akt am Dienstag als Teil des Kampfes gegen wiederauflebenden Rassismus. "Wir sollten über unser Land Bescheid wissen. Wir sollten alles wissen", sagte Biden bei der Unterzeichnung des Dokuments zur Errichtung des Denkmals.

Das Nationaldenkmal solle den zur Zeit seiner Ermordung 14-jährigen Till und seine Mutter Mamie Till-Mobley ehren. Drei historische Stätten in Illinois und in Mississippi werden nach offiziellen Angaben das Denkmal bilden. Eine davon sei etwa eine Kirche in Chicago, wo Till-Mobley darauf bestand, den Sarg ihres Sohnes offen zu lassen, damit die große Menschenmenge sein entstelltes Gesicht sehen konnte. 

Auch der Tatort selbst sowie ein Gericht, in dem die Täter von einer nur aus weißen Männern zusammengesetzten Geschworenen-Jury freigesprochen worden waren, werden nach offiziellen Angaben Teile des Nationaldenkmals bilden. Schilder, die an den brutalen Mord am Tatort erinnern, wurden im Laufe der Jahre immer wieder zerstört.

Der Lynchmord an Till im Bundesstaat Mississippi im Jahr 1955 zählt zu den berüchtigsten Verbrechen aus der Zeit der Rassentrennung in den Südstaaten. Der Teenager aus Chicago war bei einem Verwandtenbesuch in der Stadt Money, als die 21-jährige Weiße Carolyn Bryant ihm vorwarf, ihr im Laden ihres Ehemanns hinterhergepfiffen zu haben.

Till wurde daraufhin von dem Ehemann der jungen Frau, Roy Bryant, und dessen Halbbruder J. W. Milam aus dem Haus seines Onkels verschleppt und brutal getötet. Drei Tage später wurde Tills grausam zugerichtete Leiche in einem Fluss gefunden: Ein Auge war ausgestochen, der Kopf gespalten, um den Hals befand sich ein mit Stacheldraht befestigtes Gewicht.

Der Fall sorgte damals auch deswegen für Schlagzeilen, weil Tills Mutter darauf beharrte, dass ihr toter Sohn in einem offenen Sarg aufgebahrt wird. Damit wurde die Brutalität des Mordes für eine große Öffentlichkeit sichtbar, Fotos vom Leichnam sorgten für Entsetzen und Empörung. Die Bürgerrechts-Ikone Jesse Jackson sagte später, der Mord an Till sei der "Big Bang" für die Bewegung gegen die Diskriminierung von Schwarzen in den Südstaaten gewesen.

Bei der Unterzeichnung des Dokuments zur Errichtung des Denkmals am Dienstag war auch Wheeler Parker Jr. zugegen, der Cousin von Till und letzter lebender Zeuge von dessen Entführung.

aka/yb