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US-Präsident Biden in Großbritannien eingetroffen

78-Jährigen erwartet Gipfelmarathon - "Europa und die USA halten zusammen"

Wenige Tage vor dem G7-Gipfel in Carbis Bay ist US-Präsident Joe Biden in Großbritannien eingetroffen, der ersten Station seiner Europareise. "Die Vereinigten Staaten sind zurück" erklärte Biden am Mittwochabend nach der Landung seiner Air Force One am Militärflugplatz Mildenhall, wie ein AFP-Reporter berichtete. Den 78-Jährigen erwartet ein voller Terminkalender mit G7- und Nato-, EU-USA-Gipfel sowie einem Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin.

Der Aufenthalt in Großbritannien bildet den Auftakt von Bidens Europareise. Direkt nach seiner Ankunft sprach Biden mit Vertretern des von der US-Luftwaffe genutzten Stützpunkts. Er sagte ihnen, die Demokratien weltweit seien gegenüber schwierigen Herausforderungen geeint. Putin werde schon erfahren, was er ihm zu sagen habe.

Am Donnerstag steht dann ein bilaterales Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson auf dem Programm. Ab Freitag sind Biden und Johnson beim dreitägigen G7-Gipfel in Cornwall, wo die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen über eine Reihe von Themen beraten, darunter die Folgen der Corona-Pandemie, Klima- und Artenschutz, aber auch die Stärkung gemeinsamer demokratischer Werte.

Nach Angaben von "Washington Post" und "New York Times" will Biden auf dem Gipfel eine großzügige Impfstoff-Spende verkünden. Demnach wollen die USA 500 Millionen Corona-Impfdosen von Biontech/Pfizer zum Selbstkostenpreis kaufen, um sie anderen Ländern zur Verfügung zu stellen. Die ersten 200 Millionen sollen demnach noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.

Die USA hatten bisher eine Spende von 80 Millionen Impfstoffdosen bis Ende Juni angekündigt, davon 60 Millionen des Herstellers Astrazeneca. Mindestens drei Viertel sollen über die Covax-Initiative verteilt werden, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die massive Ungleichheit zwischen reichen Industrieländern und armen Schwellen- und Entwicklungsländern bei den Corona-Impfungen zu verringern.

Am Sonntag reist der US-Präsident nach einem Besuch mit seiner Frau Jill bei der britischen Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor weiter nach Brüssel. Dort nimmt er am Montag am Nato-Gipfel und am Dienstag am EU-USA-Gipfel teil. Das wohl schwierigste Aufeinandertreffen der Reise wartet am Ende, wenn der US-Präsident am Mittwoch in Genf auf Putin trifft.

Das mit Spannung erwartete Treffen wird offenbar in einer Genfer Villa mit Seeblick stattfinden. Die Genfer Behörden ordneten am Mittwoch die weiträumige Sicherung der herrschaftlichen Villa "La Grange" und ihrer Umgebung an. Den Bewohnern von Genf empfahlen die Behörden, am 16. Juni nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben.

Ziel seiner ersten Europareise als Präsident sei es, Russland und China klar zu machen, dass "Europa und die USA zusammenhalten", sagte Biden kurz vor dem Abflug. Wenig später twitterte er: "Ich weiß, dass Demokratien sich zusammentun können, um die Herausforderungen dieses neuen Zeitalters zu meistern - diese Woche haben wir in Europa die Chance, das zu beweisen."

Der US-Präsident sieht seine Mission vor allem darin, der Demokratie nach westlichem Vorbild wieder mehr Gewicht zu verleihen und zu der von seinem Vorgänger Donald Trump beiseite gewischten Bündnispolitik zurückzukehren. "Werden die demokratischen Allianzen und Institutionen, ihre Fähigkeit gegen die Bedrohungen und Gegner von heute beweisen?", schrieb Biden vor seiner Abreise in der "Washington Post" - gemeint sind vor allem China und Russland. "Ich glaube, die Antwort ist Ja."

by Von Jerome CARTILLIER und Sebastian SMITH