Die US-Popsängerin Britney Spears hat im Vormundschaftsstreit mit ihrem Vater einen wichtigen juristischen Erfolg erzielt. Ein Gericht in Los Angeles setzte am Mittwoch (Ortszeit) Spears' Vater Jamie mit sofortiger Wirkung als Vormund ab. Dies sei "im besten Interesse" der Sängerin, begründete Richterin Brenda Penny die Entscheidung. Als vorübergehenden Vormund über Spears' Finanzen setzte sie den Buchhalter John Zabel ein.
Penny bezeichnete die bisherige Vormundschaftsregelung im Fall Spears als "unhaltbar". Jamie Spears müsse "alle Vermögenswerte" im Zusammenhang mit seiner Rolle als Vormund seiner Tochter abgeben.
Zuvor hatte der Anwalt der Popsängerin, Mathew Rosengart, in einem emotionalen Plädoyer für das Recht auf Selbstbestimmung seiner Mandantin geworben. Jamie Spears sei ein "grausamer, toxischer und missbräuchlicher Mann", sagte Rosengart. "Britney verdient es, morgens aufzuwachen, ohne dass ihr Vater ihr Vormund ist. Dies ist, was meine Klientin will, was meine Klientin braucht und was meine Klientin verdient."
Die Vormundschaftsregelung selbst bleibt zunächst bestehen. Spears' Anwälte beantragten einen weiteren Gerichtstermin in spätestens 45 Tagen, bei dem über die vollständige Aufhebung aller Auflagen entschieden werden soll. Laut dem Urteil der Richterin könnte der vorübergehende Vormund Zabel bis Ende des Jahres in dieser Funktion bleiben.
Spears' Verlobter Sam Asghari bejubelte die Gerichtsentscheidung im Online-Dienst Instagram. "Free Britney!", schrieb Asghari. Dazu veröffentlichte er ein Foto, das ihn offenbar dabei zeigt, wie er der 39-jährigen Sängerin eine Rose überreicht.
"Free Britney" (Befreit Britney) ist ein Slogan, der in dem Vormundschaftsstreit um Britney Spears von vielen Unterstützern der Sängerin verwendet wird. Auch vor der Gerichtsanhörung am Mittwoch standen dutzende Fans der Sängerin vor dem Gerichtsgebäude, die "Free Britney"-Plakate in die Höhe hielten. Einige zeigten auch Schilder, auf denen die Worte "Jail Jamie" (Verhaftet Jamie) standen.
Die Sängerin von Hits wie "Baby One More Time", "Oops! … I Did It Again" und "Toxic" war 2008 wegen psychischer Probleme vorübergehend in eine Klinik zwangseingewiesen worden. Der Vater übernahm daraufhin die Vormundschaft über seine Tochter und damit neben der Verwaltung ihrer persönlichen Belange auch die Kontrolle über ihr Vermögen. Zuletzt war er nur noch für finanzielle Angelegenheiten zuständig.
Im August war es Spears gelungen, mit Rosengart einen eigenen Anwalt zu beauftragen. Jamie Spears beantragte daraufhin ein Ende der gerichtlichen Vormundschaft über seine Tochter. Vorwürfe, wonach er seine Tochter ausgenutzt habe, wies er zurück.
Die Vormundschaft sorgte im Laufe der Jahre für immer mehr Schlagzeilen. Britney Spears klagte im Juni in einer hochemotionalen Stellungnahme vor Gericht, sie sei "traumatisiert" und "deprimiert": "Ich will nur mein Leben zurück."
Mit dem Fall Britney Spears hatten sich zuletzt mehrere Dokumentationen befasst. Laut einer am vergangenen Freitag von der "New York Times" veröffentlichten Dokumentation soll Jamie Spears heimlich Überwachungsgeräte im Schlafzimmer seiner Tochter angebracht haben, um ihre Gespräche aufzuzeichnen.
Am Dienstag erschien mit "Britney vs. Spears" eine weitere Dokumentation auf dem Streamingdienst Netflix, in der es heißt, dass die Sängerin zu Beginn der Vormundschaft zwei Mal versucht habe, einen eigenen Anwalt zu beauftragen. Dies sei ihr aber verwehrt worden.
by Von Andrew MARSZAL