US-Finanzministerin Janet Yellen hält eine Entkopplung der chinesischen und der US-Wirtschaft für weder wünschenswert noch realisierbar. “Eine Abkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt wäre destabilisierend für die Weltwirtschaft”, sagte sie am Freitag bei einem Besuch in Peking. “Und es wäre praktisch unmöglich.”
Die USA haben in den vergangenen Monaten damit begonnen, den Zugang für China zu nach Washingtoner Lesart besonders bedeutsamen Technologien zu beschränken. Der Ansatz wurde als “De-Risking” betitelt: Abhängigkeiten von der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und daraus entstehende Sicherheitsrisiken sollen reduziert werden. “Wir wollen diversifizieren, nicht entkoppeln”, sagte Yellen nun.
Am Montag hatte die chinesische Regierung mitgeteilt, ab Anfang August die Exporte von Gallium und Germanium, die für die Chipproduktion essenziell sind, zu beschränken. Der Schritt galt als Reaktion auf US-Exportbeschränkungen von Halbleitern aus China, auch wenn Peking im Vorfeld von Yellens Besuch beteuerte, mit den Maßnahmen “kein Land im Visier” zu haben.
Die US-Finanzministerin zeigte sich im Gespräch mit US-Geschäftsleuten in China dennoch “besorgt”. “Wir sind noch dabei, die Auswirkungen dieser Maßnahmen zu bewerten, aber sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, widerstandsfähige und diversifizierte Lieferketten aufzubauen.”
Yellen war am Donnerstag zu einer viertägigen Visite in der Volksrepublik eingetroffen. Nach offiziellen Angaben stehen eine Reihe von Themen auf der Agenda, darunter die Lage der Weltwirtschaft, der Klimawandel und die Schuldenlast ärmerer Länder.
Peking hatte im Vorfeld des Besuchs einen optimistischen Ton angeschlagen. Das Finanzministerium erklärte am Freitag, dass es sich eine “Stärkung der Kommunikation und des Austauschs zwischen den beiden Ländern” erhoffe. “Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und den USA sind für beide Seiten vorteilhaft und gewinnbringend, und es gibt keinen Gewinner eines Handelskriegs oder einer ‘Entkopplung und Entflechtung’.”
pe/ilo