Mit harten Attacken gegen Präsident Donald Trump haben die US-Demokraten von Joe Biden ihren Nominierungsparteitag begonnen. "Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land", sagte die frühere First Lady Michelle Obama am Montagabend (Ortszeit) in einer Videoansprache. Die Amtszeit des Republikaners sei von "Chaos, Spaltung und einem kompletten Mangel an Mitgefühl" geprägt. Die 56-Jährige und die anderen Redner riefen dazu auf, bei der Präsidentschaftswahl am 3. November Biden zu wählen.
Der in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin organisierte, viertägige Parteitag wird wegen der Corona-Pandemie weitestgehend virtuell ausgetragen. Weder die Parteidelegierten noch die zahlreichen Redner sind in die Großstadt im Mittleren Westen gereist. Während tagsüber Arbeitsgruppen online zusammenkommen, wird jeden Abend ein Programm mit Videos, Musik und Reden prominenter demokratischer Politiker ausgestrahlt.
Den Anfang machten am Montag unter anderem New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo, der linksgerichtete Senator und frühere Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders, Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer und die Senatorin Amy Klobuchar. Hauptrednerin und Star des Abends war aber die Ehefrau des früheren Präsidenten Barack Obama.
"Wann immer wir auf der Suche nach Führung, Trost oder einem Anschein von Stabilität auf das Weiße Haus blicken, bekommen wir stattdessen Chaos, Spaltung und einen kompletten Mangel an Mitgefühl", sagte Michelle Obama. Trump habe mehr als ausreichend Zeit gehabt, seine Eignung für das Präsidentenamt unter Beweis zu stellen. Er sei dem Amt aber nicht gewachsen: "Man kann sich ganz einfach nicht durch diesen Job mogeln."
Zugleich warb die 56-Jährige für Trump-Herausforderer Biden, der ihrem Mann acht Jahre lang als Vizepräsident gedient hatte. "Ich kenne Joe. Er ist ein zutiefst anständiger Mann, der vom Glauben geleitet wird", sagte Obama. "Er war ein fantastischer Vizepräsident. Er weiß, was es braucht, um eine Wirtschaft zu retten, eine Pandemie zurückzuschlagen und unser Land zu führen."
Auch Linken-Ikone Sanders kritisierte Trump scharf und warb für Biden. Trump sei "eine Bedrohung für unsere Demokratie", sagte der Senator, der Biden im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur unterlegen war. "Die Zukunft unserer Demokratie steht auf dem Spiel. Die Zukunft unserer Wirtschaft steht auf dem Spiel. Die Zukunft unseres Planeten steht auf dem Spiel."
Auch mehrere Republikaner - Wähler wie Politiker - sprachen sich in Videos für Biden aus. Der frühere Gouverneur von Ohio, John Kasich, sagte, vier weitere Jahre unter Trump würden "furchtbare Konsequenzen" für das Land haben.
Bei der von der Schauspielerin Eva Longoria moderierten Veranstaltung kamen auch zahlreiche Bürger zu Wort. Darunter waren ein Bruder des Ende Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd und eine junge Frau, deren Vater an den Folgen einer Corona-Infektion starb. Der Abend stand unter dem Motto "Wir, das Volk" - mit diesen Worten beginnt die Präambel der US-Verfassung.
Bei dem viertägigen Parteitag sind unter anderem Reden von Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris, von Barack Obama und Ex-Präsident Bill Clinton sowie von dessen Ehefrau Hillary geplant, die Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 unterlegen war. Die Delegierten werden Biden am Dienstag offiziell zum Präsidentschaftskandidaten wählen. Am Donnerstag hält der 77-Jährige dann von seinem Heimatstaat Delaware aus seine Nominierungsrede.
Umfragen sehen Biden derzeit teils deutlich vor Trump, der wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie und den Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung unter Druck steht.
by Von Elodie CUZIN