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Urteil in Frankreich: 24 Jahre Haft für Arzt aus Ruanda wegen Völkermordes

Wegen des Völkermordes in Ruanda ist ein früherer Arzt aus dem ostafrikanischen Land in Frankreich zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Pariser Geschworenengericht sprach den 68-jährigen Sosthène Munyemana am Dienstag des Völkermordes, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Beteiligung an einer Verschwörung zur Vorbereitung dieser Verbrechen schuldig. 

Seine Anwälte kündigten umgehend an, in Berufung gehen zu wollen. Der frühere Gynäkologe, der seit 1994 im Südwesten Frankreichs lebt, hat alle Vorwürfe bestritten. Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre Haft gefordert.

Munyemana soll der ruandischen Interimsregierung nahegestanden haben, die 1994 zum Massenmord an der Volksgruppe der Tutsi aufgerufen hatte. Er hatte nach Darstellung der Anklage an einer Sitzung teilgenommen, auf der Straßensperren beschlossen wurden, an denen Tutsi festgenommen wurden, um sie später zu töten. 

Munyemana verfügte demnach auch über den Schlüssel zu einem Büro, in dem mehrere Angehörige der Tutsi-Volksgruppe unter unwürdigen Bedingungen tagelang eingesperrt waren, bevor sie getötet wurden. Der Angeklagte hatte hingegen erklärt, dass er ein gemäßigter Hutu gewesen sei, und die Bedrohten nicht einsperren, sondern verstecken und retten wollte.

Bei dem Völkermord in Ruanda waren zwischen April und Juli 1994 etwa 800.000 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen aus der Volksgruppe der Tutsi, aber auch gemäßigte Hutu. Der Prozess gegen Munyemana war der sechste Prozess in Frankreich gegen mutmaßliche Komplizen des Genozids. Vor dem früheren Mediziner wurden in Frankreich sechs Männer - drei hochrangige Beamte, ein Militär, ein Gendarm und ein Fahrer - wegen Beteiligung an dem Völkermord zu Haftstrafen zwischen 14 Jahren und lebenslänglich verurteilt.

Ebenfalls am Dienstag wurden in der belgischen Hauptstadt Brüssel zwei Männer aus Ruanda in einem Prozess zu dem Völkermord schuldig gesprochen. Der 76-jährige Pierre Basabosé soll in Ruanda einer der Geldgeber der Hutu-Miliz Interahamwe gewesen sein, die eine zentrale Rolle bei dem Genozid spielte. 

Der 66-jährige Séraphin Twahirwa soll eine Interahamwe-Einheit in Kigali befehligt haben, die dutzende Morde verübt haben soll. Ihm werden außerdem Vergewaltigungen von Tutsi-Frauen zur Last gelegt.

Die beiden Männern wurden nun der Kriegsverbrechen und des Völkermords schuldig gesprochen. Das Strafmaß soll bald verkündet werden. Den Männern droht lebenslange Haft.

fs/