FTI, der drittgrößte deutsche Reiseanbieter, steht erneut vor einer existenziellen Krise. Mit rund 11.000 Mitarbeitern und zahlreichen Schulden kämpft der Konzern ums Überleben. Dies betrifft auch den Sommerurlaub vieler Deutscher - sind gebuchte Reisen noch sicher?
Der US-Investor Certares hatte Mitte April angekündigt, das schwer verschuldete Unternehmen zu kaufen. Er wollte die Schulden von rund einer Milliarde Euro übernehmen und zusätzlich 125 Millionen Euro frisches Kapital bereitstellen. Damit schien FTI zunächst gerettet. Allerdings hat das Bundeskartellamt die Übernahme noch nicht genehmigt. Eine Entscheidung wird frühestens für Ende August oder Anfang September erwartet. Dies bringt FTI in Schwierigkeiten, da dem Unternehmen frisches Geld fehlt, um den Sommer zu überstehen.
Hinter den Kulissen laufen intensive Verhandlungen zur Rettung des Unternehmens. Das ganze Wochenende über gab es Gespräche zwischen der FTI-Geschäftsführung und hochrangigen Vertretern des Bundesfinanz- und Bundeswirtschaftsministeriums. Diskutiert wird eine Bürgschaft im hohen zweistelligen Millionenbereich. Bei Redaktionsschluss waren die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Es gab Gerüchte, dass Certares sich vom Deal zurückziehen wollte, weil das Bundesfinanzministerium einem teilweisen Erlass der Schulden nicht zustimmen wollte. Quellen innerhalb des FTI-Konzerns betonen jedoch, dass Certares weiterhin zu dem Deal steht und nur auf die behördlichen Genehmigungen wartet. Während der Pandemie hatte FTI 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes erhalten, von denen bislang nur ein mittlerer zweistelliger Betrag zurückgezahlt wurde. Die Bundesregierung hat ein starkes Interesse an der Rettung von FTI, um die Rückzahlung der Kredite zu sichern.
Ein wesentlicher Grund für die finanzielle Misere ist die Entscheidung der ägyptischen Milliardärsfamilie Sawiris, die bisherige Mehrheitseigentümer und Großinvestor bei FTI waren, kein weiteres Geld mehr in das Unternehmen zu investieren. Vergangene Woche gab es eine Krisen-Videoschalte mit den Tochterunternehmen von Meeting Point International. Dabei wurde bekannt, dass bis zu 200 Millionen Euro an liquiden Mitteln fehlen. Hoteliers sollen bis Ende August um Zahlungsaufschub gebeten werden. FTI wollte sich auf Anfrage nicht zum Stand der Verhandlungen äußern.