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“Unorthodox” bis “WandaVision”: Neun Miniserien mit riesiger Qualität

Für den Serien-Hunger zwischendurch

Erzählerisch nicht so limitiert wie ein Film, aber auch nicht so elend langatmig wie manch eine Serie: So lässt sich in aller Kürze der große Vorteil von sogenannten Miniserien beschreiben. Sie bestehen zuweilen nur aus einer Handvoll Episoden und können sich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren, die sie erzählen wollen. Charaktere werden wesentlich detaillierter als in einem Film gezeichnet, gleichzeitig kann (ja sogar muss) auf Lückenfüller-Episoden verzichtet werden. Und auch hanebüchene Cliffhanger, um die Story irgendwie auf mehrere Staffeln zu strecken, sind hinfällig.

Kurzum: Die Miniserie ist das Beste aus Film- und TV-Welt. Sie endet zu einem Zeitpunkt, an dem die Zuschauer sehnlichst nach mehr verlangen – und laufen sich nicht buchstäblich tot, wie es die Zombies aus “The Walking Dead” oder die wöchentlichen Monster aus “Akte X” tun oder getan haben. Für wen das noch Neuland sind, der sollte dringend mit diesen neun Miniserien starten.

Die Miniserie “WandaVision” aus dem Marvel-Universum ist der aktuellste Vertreter in dieser Liste. Neun Folgen umfasst die ungewöhnliche Geschichte über die tragisch ineinander verliebten Avengers Vision und Scarlet Witch, dargestellt von Paul Bettany (49) und Elizabeth Olsen (31). Die Miniserie auf Disney+ ist sowohl eine Hommage an die Sitcoms der 50er Jahre als auch ein wichtiges Puzzlestück im MCU – wer also Thanos für eine griechische Insel hält, muss vor “WandaVision” noch einige Marvel-Filme nachholen…

Wir bleiben im Superhelden-Kosmos, allerdings an einem wesentlich düstereren Fleckchen davon. Mit “Watchmen”, da sind sich Fans der HBO-Miniserie mit Oscarpreisträgerin Regina King (50) einig, ist Schöpfer Damon Lindelof (47) ein Meisterwerk gelungen. In ebenfalls neun Folgen erzählt die Comic-Adaption die Geschichte der Polizistin Angela Abar (King) und vermengt dabei echte Historie des Rassismus in den USA mit einzigartiger Fiktion. Selbst die absurdesten Dinge zu Beginn von “Watchmen” ergeben am Ende irgendwie Sinn – sogar der Angriff eines riesigen Tintenfisches.

Für zwei Golden Globes ist “Unorthodox” von Maria Schrader (55) nominiert. Zum einen als beste Miniserie sowie Hauptdarstellerin Shira Haas (25) als beste Schauspielerin in einer Miniserie. Sie verkörpert darin die 19-jährige Jüdin Esther “Esty” Shapiro, die aus New York und einer arrangierten, unglücklichen Ehe nach Deutschland flieht. Dort lernt sie ihre Mutter kennen, die einst ebenfalls der ultra-orthodoxen jüdischen Religionsgemeinschaft entfloh und nun als selbstbestimmte, lesbische Frau in Berlin lebt.

Sieben Episoden lang begleitete unlängst “Das Damengambit” Elizabeth “Beth” Harmon und ihren Wandel vom Waisenkind zur Schachmeisterin. Anya Taylor-Joy (24) und Isla Johnston (14) verkörpern Heldin Beth in ihrem beeindruckenden Werdegang, stellen aber auch meisterlich ihre innere Zerrissenheit und Drogensucht dar. Nicht nur für Großmeister ist die Netflix-Produktion einen Blick wert – die Unterhaltung wird in keiner der sieben Folgen Schachmatt gesetzt.

Ebenfalls brandneu ist die Miniserie “The Undoing”. Sie wartet mit Nicole Kidman (53) und Hugh Grant (60) nicht nur mit einer absoluten Topbesetzung auf, sondern bietet auch eindringliche Thriller-Kost in sechs bekömmlichen Episoden-Happen. Sie spielen darin Grace (Kidman) und Jonathan Fraser (Grant), deren Familienidyll jäh zerstört wird. Die Mutter eines Mitschülers ihres Sohnes Henry wird bestialisch ermordet, quasi zeitgleich fehlt von Jonathan jede Spur – und dann rückt auch noch Grace ins Zentrum der ermittelnden Beamten.

Wie bei “The Undoing” führte auch bei “The Night Manager” mit Tom Hiddleston (39) und Hugh Laurie (61) die dänische Oscargewinnerin Susanne Bier (60, “In einer besseren Welt”) Regie. Acht Folgen lang durfte Hiddleston darin seine Qualitäten als MI6-Agent wider Willen unter Beweis stellen und wurde ob der Qualität seines Schauspiels gar von Fans und Kritikern zu einem “Bond”-Kandidaten ernannt. Als Nachtmanager eines Hotels in Kairo kommt Jonathan Pine (Hiddleston) dem Waffenhändler Richard Onslow Roper (Laurie) auf die Schliche und wird daraufhin vom britischen Geheimdienst rekrutiert.

Mit seiner Rolle in “Bodyguard” wusste auch “Game of Thrones”-Star Richard Madden (34) so zu überzeugen, dass er nach der UK-Premiere 2018 prompt als “Bond”-Nachfolger für Daniel Craig (52) gehandelt wurde. Die Story der sechs Folgen: Kriegsveteran David Budd (Madden) wird Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes, 44) von der Metropolitan Police als Personenschützer zugeteilt. Dass er ihre politischen Ansichten so gar nicht teilt, erschwert nicht nur ihm zunehmend den Job. Wird er eine Gefahr für die ambitionierte Politikerin?

Apropos “Bond”: Bevor Cary Joji Fukunaga (43) zum Regisseur von “Keine Zeit zu sterben” ernannt wurde, führte er bei der abgedrehten Miniserie “Maniac” Regie. Die Mischung aus Science-Fiction, Comedy und Tragödie spielt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft und folgt den beiden Protagonisten Anja Stadlober (Emma Stone, 32) und Tobias Müller (Jonah Hill, 37). Beide sind Probanden einer mysteriösen pharmazeutischen Studie, die sie in zehn Folgen in gänzlich unterschiedliche Szenerien wirft – vom Jahr 1940 bis hin zu einer Möchtegern-Mittelerde.

Wie konnte es 1986 zu dem schrecklichen Unfall im Atomkraftwerk nahe der Stadt Tschernobyl kommen? Dieser Frage geht die preisgekrönte Miniserie “Chernobyl” auf meisterhafte wie schonungslose Weise in fünf Folgen nach. Jared Harris (59) und Stellan Skarsgård (69) spielen darin die realen Waleri Legassow und Boris Schtscherbina, die versuchen, die Folgen des Supergaus so gut es geht einzudämmen und nebenbei die Umstände der Katastrophe aufdecken. Mehr als eine Folge am Stück ist schwer zu verdauen, alleine aus geschichtlichen Gründen lohnt es sich aber allemal.

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