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UNO warnt vor Hungersnot im Gazastreifen - Abstimmung im UN-Sicherheitsrat

Die Vereinten Nationen haben vor einer unmittelbaren Hungersnot im Gazastreifen gewarnt. Es sei wahrscheinlich, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den kommenden sechs Wochen dem Risiko einer "akuten Ernährungsunsicherheit" ausgesetzt sei, hieß es einem UN-Bericht. Der UN-Sicherheitsrat wollte am Freitag einen neuen Anlauf zur Verabschiedung einer Resolution zum Gazakrieg nehmen.

"Wir warnen seit Wochen davor, dass jeder Tag, der vergeht, angesichts der Entbehrungen und der Zerstörung nur noch mehr Hunger, Krankheit und Verzweiflung für die Menschen im Gazastreifen mit sich bringt", schrieb UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Donnerstag im Onlinedienst X (vormals Twitter).

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen hat der mittlerweile mehr als zwei Monate andauernde Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas rund 1,9 der insgesamt 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen zu Binnenflüchtlingen gemacht. Ihre Häuser sind zerstört, es mangelt ihnen an Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und medizinischen Vorräten.

Zudem sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur noch neun der insgesamt 36 Krankenhäuser im Gazastreifen in Betrieb. Die "tödliche Kombination aus Hunger und Krankheiten" könne zu vielen weiteren Toten in dem Küstengebiet führen, betonte die WHO.

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf X, es sei "dringend notwendig, dass Israel einen besseren Zugang für Hilfslieferungen gewährt, seine militärische Strategie anpasst und humanitäre Pausen zulässt". Das Ministerium warnte davor, dass "Hunger den Terror nährt".

Nach wochenlangem Druck hatte Israel in dieser Woche mit Kerem Schalom einen zweiten Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen geöffnet. Bislang konnten die Hilfskonvois nur den Übergang in Rafah passieren. Laut der Hamas geriet der Grenzübergang Kerem Schalom am Donnerstag jedoch unter Beschuss, woraufhin UN-Angaben zufolge die dortigen Hilfslieferungen vorübergehend eingestellt wurden.

Israel hatte den 362 Quadratkilometer großen Gazastreifen nach dem beispiellosen Großangriff der Hamas am 7. Oktober weitgehend abgeriegelt. Hunderte Kämpfer der von EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Seither bombardiert das israelische Militär Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mindestens 20.000 Menschen getötet.

Die Kämpfe dauerten am Freitag weiter an. Ein Sprecher der israelischen Armee wies die Bewohner des Flüchtlingslagers Bureij im Zentrum des Gazastreifens an, sich "zu ihrer eigenen Sicherheit" ins weiter südlich gelegene Deir al-Bala zu begeben. In Teilen der Stadt Gaza kam es zu Häuserkämpfen zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der Hamas.

Auf internationaler Ebene wollte der UN-Sicherheitsrat am Freitag einen neuen Anlauf zur Verabschiedung einer Resolution zum Gazakrieg nehmen. Die Abstimmung war in den vergangenen Tagen immer wieder verschoben worden, weil die Mitglieder des Gremiums intensiv über den Wortlaut verhandelt hatten, um ein erneutes Veto der USA - einen der wichtigsten Verbündeten Israels - zu vermeiden. 

Im dem nun vorliegenden Entwurf werden nach AFP-Informationen "dringende Schritte" zu einem "sicheren und ungehinderten" Zugang für humanitäre Hilfe im Gazastreifen gefordert. Eine Aufforderung zur sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen enthält der Text nicht mehr. Der ursprünglich von den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgelegte Resolutionsentwurf hatte eine "dringende und dauerhafte Einstellung der Kämpfe" gefordert. 

"Wenn die Resolution so vorgelegt wird, wie sie ist, können wir sie unterstützen", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, vor Journalisten. 

Russlands Präsident Wladimir Putin rief Angaben des Kremls zufolge in einem Telefonat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu einem Ende des "Blutvergießens" und einer Wiederaufnahme der Verhandlungen auf. Zudem versicherte er, dass Russland die Menschen im Gazastreifen weiterhin mit "lebenswichtigen Gütern", einschließlich Medikamenten und medizinischer Ausrüstung, versorgen werde.

lt/ju