Die Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens bleiben laut der UNO mit ihren nationalen Klimaschutzbeiträgen "sehr weit" hinter den vereinbarten Zielen zurück. Dies geht aus einem am Freitag veröffentlichten Zwischenbericht des UN-Klimasekretariats UNFCCC hervor. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete den Bericht als "Alarmstufe Rot für unseren Planeten" und rief die Staaten zu deutlich ehrgeizigeren Zusagen auf. "Im Jahr 2021 geht es hinsichtlich des weltweiten Klimanotstands um alles oder nichts."
Die rund 200 Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens von 2015 haben sich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf zwei Grad - möglichst jedoch auf 1,5 Grad - im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssen laut dem Weltklimarat IPCC die weltweiten klimaschädlichen CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2010 um 45 Prozent gesenkt werden.
Alle fünf Jahre sollen die Staaten ihre nationalen Beiträge zum Klimaschutz ("Nationally determined contributions", NDC) überarbeiten und nachschärfen. Die erste Frist für die Erneuerung der NDC lief Ende vergangenes Jahr ab.
Wie aus dem Zwischenbericht des UNFCCC hervorgeht, legten jedoch nur 75 Länder ihre neuen Klimaschutzpläne vor. In der Summe würden ihre Vorhaben nur eine Reduktion der Emissionen von weniger als einem Prozent statt der benötigten 45 Prozent bis 2030 bewirken, heißt es in dem Bericht.
"Es ist unglaublich, dass gerade dann, wenn die Nationen mit einer Notlage konfrontiert sind, die schlussendlich das menschliche Leben auf diesem Planeten auslöschen könnte (...), viele Nationen an ihrem 'Business as usual'-Ansatz festhalten", erklärte UNFCCC-Chefin Patricia Espinosa.
Allerdings sind die 75 Länder laut der UNO auch nur für rund 30 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Viele der größten Umweltverschmutzer - darunter China, die USA und Japan - haben laut der Website Climate Action Tracker bisher keine Zielverschärfung eingereicht. Guterres rief "die größten Emittenten" auf, noch vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November weitaus ehrgeizigere Reduktionsziele vorzulegen.
Auch die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht die Staaten unter "enormem Druck", wenn sie die Klimaziele noch erreichen wollen. "In den bislang eingereichten Klimaplänen für 2030 spiegelt sich noch nicht die nötige Ernsthaftigkeit wider, die wir für das von vielen Staaten inzwischen verkündete Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 und das Einhalten des 1,5-Grad-Limits benötigen", kritisierte Rixa Schwarz, Leiterin des Teams Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.
by INA FASSBENDER