Die Bundeswehr hat ihren mehrtägigen Evakuierungseinsatz im Sudan abgeschlossen. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr bei Berlin am Dienstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, landete eine Maschine des Typs A400M mit rund 120 Menschen an Bord in Jordanien. Die Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien im Sudan erwies sich derweil als brüchig. In Khartum werde weiter gekämpft, sagte der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes. Keiner der beiden rivalisierenden Generäle sei zu ernsthaften Verhandlungen bereit.
Insgesamt flog die Bundeswehr seit Sonntag mehr als 600 Menschen aus dem Sudan aus, darunter vor allem deutsche Staatsbürger, aber auch Angehörige anderer Nationen. Die Transportmaschinen landeten in Jordanien, von dort aus wurde die Weiterreise der Evakuierten nach Deutschland organisiert.
Die Bundeswehr habe "eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie schnell reagieren kann und in Krisen einsatzbereit ist", sagte die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Mittwochsausgaben). Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatten am Dienstag allen zivilen und militärischen Kräften "für ihre großartige Leistung im Rahmen der Evakuierungsmission" gedankt.
Wegen der akuten Gefahrensituation war die Bundeswehr-Mission am Sonntag zunächst ohne die eigentlich erforderliche parlamentarische Zustimmung gestartet worden. Die Bundesregierung will sich die Möglichkeit offenhalten, die Mission im Sudan bis Ende Mai fortzuführen. Über ein entsprechendes Mandat sollte der Bundestag am Mittwoch abstimmen und damit auch nachträglich die Mission genehmigen.
Im Sudan kämpfen seit anderthalb Wochen Armeeeinheiten unter dem Kommando des Generals Abdel Fattah al-Burhan gegen die von Mohamed Hamdan Daglo angeführte paramilitärische RSF-Miliz. Dabei wurden nach UN-Angaben mindestens 459 Menschen getötet. Am Dienstag trat eine unter Vermittlung der USA ausgehandelte 72-stündige Feuerpause in Kraft, die nach Einschätzung der UNO aber "nicht vollständig eingehalten" wurde.
Die Kämpfe um "strategische Orte" in der Hauptstadt seien "weitgehend fortgesetzt und manchmal sogar verstärkt" worden, sagte der aus dem Sudan zugeschaltete UN-Sonderbeauftragte Perthes vor dem UN-Sicherheitsrat. Er berichtete über Luftangriffe und Explosionen in Khartum. Die RSF-Miliz veröffentlichte ein Video, in dem sie behauptet, eine Ölraffinerie und ein Kraftwerk nördlich von Khartum unter ihre Kontrolle gebracht zu haben.
Perthes warf beiden Seiten Angriffe auf zivile Ziele vor. Während des Konflikts seien "dicht besiedelte Gebiete angegriffen worden, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung". Auch Krankenhäuser seien attackiert worden.
Er stehe mit Armeeführer al-Burhan und Milizenchef Daglo in Kontakt, sagte Perthes. Es gebe aber "derzeit keine klaren Anzeichen dafür, dass einer der beiden Generäle bereit ist, wirklich zu verhandeln."
Die UNO warnte vor einer weiteren Verschlechterung der humanitären Lage im Land. Insbesondere in und um Khartum sei die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff in Gefahr.
Angesichts der eskalierenden Gewalt hatten sich seit dem Wochenende zahlreiche Länder um die Evakuierung ihrer Staatsangehörigen bemüht. Im niederländischen Eindhoven landete am Dienstag eine Maschine mit 104 Evakuierten aus dem Sudan. Wie das niederländische Außenministerium am Dienstagabend mitteilte, waren die Menschen zunächst nach Jordanien gebracht worden, bevor sie von dort in die Niederlande weiterfliegen konnten. Unter den 104 Evakuierten befinden sich nicht nur Niederländer, sondern auch Angehörige anderer Nationen.
Großbritannien flog am Dienstag erste Staatsbürger nach Zypern aus. Mindestens zwei weitere Evakuierungsflüge sollten in der Nacht stattfinden, sagte ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak.
bfi