Anti-LGBTQ-Rhetorik
Als Ungarn vor zwei Wochen die Teilnahme an der internationalen Showveranstaltung Eurovision Song Contest 2020 absagte, wurde offiziell kein Grund genannt. Wie die britische Tageszeitung “The Guardian” nun aber herausgefunden haben will, soll unter anderem die Schwulenfeindlichkeit der Regierung um Ministerpräsident Viktor Orbán (56) dahinterstecken.
Eine nicht namentlich genannte Quelle aus dem ungarischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk “MTVA” bestätigte demnach dem “Guardian”, dass intern kein Grund für die Entscheidung, sich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen, mitgeteilt wurde. Die Mitarbeiter nehmen jedoch an, dass die Verbindung des ESCs zur LGBTQ-Kultur hinter dem Schritt stecke. “Ich war nicht überrascht”, wird die Quelle zitiert. Von einer positiven Berichterstattung über quere Themen sei der Medienholding generell abgeraten worden. Einzige Ausnahme: die jährliche Berichterstattung über das Film- und Kulturfestival Budapest Pride.
Die ungarische Website “index.hu” hatte zuvor, unter Berufung auf eine ebenfalls nicht namentlich genannte Quelle, spekuliert, der Grund für die Absage beim ESC sei wahrscheinlich, dass die Veranstaltung als “zu schwul” eingestuft wurde. Orbáns Sprecher, Zoltán Kovács (50), bezeichnete dies auf Twitter jedoch als falsch. Einen anderen Grund für Ungarns Absage nannte er allerdings auch nicht.
Wie “MTVA” nun auf die unklare Situation reagiert, hat der Sender der britischen Zeitung schriftlich erklärt: “Anstatt am Eurovision Song Contest 2020 teilzunehmen, werden wir die wertvollen Produktionen, die von den Talenten der ungarischen Popmusik geschaffen wurden, direkt unterstützen.” Eine offizielle Antwort zu den Gründen der Absage gab es auch vom Sender nicht.
Der Niederländer Duncan Laurence (25, “Arcade”) gewann den ESC 2019 in Tel Aviv, Israel. Im kommenden Jahr findet die Traditionsveranstaltung somit in den Niederlanden statt, konkret von 12. bis 16. Mai in der Ahoy-Arena in Rotterdam.
(ili/spot)