Ein EU-Abgeordneter der ungarischen Regierungspartei Fidesz ist nach seiner Teilnahme an einer illegalen Party in Brüssel zurückgetreten. Der 59-jährige Joszef Szajer bestätigte am Dienstag in einer Erklärung entsprechende Berichte belgischer Medien. "Ich bereue den Verstoß gegen die Covid-19-Einschränkungen zutiefst, das war verantwortungslos." Er ziehe daraus die "politischen und persönlichen" Konsequenzen.
Die Polizei hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Freitagabend eine Veranstaltung in einer Wohnung im Zentrum der belgischen Hauptstadt aufgelöst und "rund 20 Personen wegen der Nichteinhaltung der Gesundheitsmaßnahmen verwarnt". Medienberichten zufolge handelte es sich um eine Sex-Party im ersten Stock über einer bekannten Bar der Brüsseler Schwulen-Szene.
Unter den vornehmlich männlichen Gästen befanden sich den Berichten zufolge ein EU-Abgeordneter und mehrere Diplomaten. Der Abgeordnete habe noch versucht, sich durch eine Flucht durch das Fenster der Feststellung seiner Personalien durch die Polizei zu entziehen, berichtete die Zeitung "Het Laatste Nieuws".
Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Fluchtversuch lediglich mit den Initalien "S. J." und dem Geburtsdatum 1961. Im Rucksack des Betroffenen seien zudem Drogen gefunden worden.
"Ich war dort", gestand Szajer, der bereits am Wochenende zunächst überraschend seinen Rückzug aus dem politischen Leben verkündet hatte. "Laut Polizei haben sie eine Ecstasy-Pille gefunden, aber es war nicht meine", fügte der Konservative hinzu. Er habe keine Drogen genommen.
Das anfallende Bußgeld werde er bezahlen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohen den Teilnehmern der Party 250 Euro Strafe und den Veranstaltern bis zu 750 Euro. Gegen Szajer ermitteln die Behörden allerdings zusätzlich wegen Drogenbesitzes - "nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität".
Der Ungar sitzt seit 2004 für seine Partei im EU-Parlament. Zuvor war er Fraktionsvorsitzender der Fidesz im ungarischen Parlament. Er gilt als Vertrauter und europapolitischer Arm von Regierungschef Viktor Orban, dessen Regierung unter anderem wegen der Untergrabung der Rechte sexueller Minderheiten immer wieder in der Kritik steht.
by PETER KOHALMI