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Unermüdliche Suche nach Verschütteten nach Hauseinsturz in Florida

Mindestens fünf Tote - Über 150 Menschen weiterhin vermisst

Nach dem teilweisen Einsturz eines Wohnhochhauses in Florida vergangene Woche suchen die Einsatzkräfte in den Trümmern weiter nach Überlebenden. Die Zahl der Toten durch das Unglück stieg am Samstag (Ortszeit) auf fünf, während der Verbleib von über 150 Menschen weiterhin unklar blieb. Zeitweise erschwerte ein Feuer die Sucharbeiten, die Flammen konnten am Samstagabend unter Kontrolle gebracht werden.

"Heute fanden unsere Such- und Rettungsteams eine weitere Leiche in den Trümmern", sagte die Verwaltungschefin des Verwaltungsbezirks Miami Dade, Daniella Levine Cava, am Samstag bei einer Pressekonferenz. Zudem seien weitere "menschliche Überreste" entdeckt worden. Lediglich drei zuvor geborgene Leichen seien bislang identifiziert. Die offizielle Zahl der Vermissten blieb daher bei 156.

Das zwölfstöckige Wohngebäude Champlain Tower in der Stadt Surfside nördlich von Miami Beach war in der Nacht zu Donnerstag eingestürzt. Einige Bewohner konnten sich noch über die Treppen in Sicherheit bringen oder wurden von Balkonen gerettet. Es wird befürchtet, dass viele aber von dem Einsturz im Schlaf überrascht wurden.

Zwei große Kräne setzten am Samstag in der Sommerhitze Floridas die Bergungsarbeiten fort. In der Luft hing beißender Geruch von verbranntem Gummi und geschmolzenem Plastik. Die Arbeiten kamen unter anderem wegen des ausgebrochenen Brandes nur sehr langsam voran. Seit Tagen wurden keine Überlebenden mehr gefunden. Die Behörden befürchten daher eine deutlich höhere Todeszahl.

An einer behelfsmäßigen Gedenkstätte in einer nahegelegenen Straße legten Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Angehörige hängten Dutzende Bilder der Vermissten an einem Maschendrahtzaun auf.

Laut dem republikanischen Senator von Florida, Marco Rubio, kommen viele der Vermissten aus dem Ausland, unter anderem aus Argentinien, Uruguay und Paraguay. Kanada erklärte, dass auch mindestens vier Kanadier "betroffen" sein könnten.

Medienberichten zufolge war das Gebäude in der Nähe des Strands von Surfside 1981 gebaut worden. Laut den Behörden ist unklar, warum das Gebäude teilweise einstürzte. Ein von der Stadt Surfside am Freitag veröffentlichtes Gutachten aus dem Jahr 2018 stellte aber schon damals "große strukturelle Schäden" sowie Risse und Abbröckelungen im Keller des Gebäudes fest. Demnach forderte der Experte Frank Morabito, die Schäden zeitnah zu beheben.

Der größte Teil der Schäden wurde "wahrscheinlich durch die jahrelange Einwirkung der korrosiven Salzluft an der Küste Südfloridas verursacht", hieß es damals in dem Bericht. Ohne Nachbesserungen "wird sich das Ausmaß des Betonverfalls exponentiell ausweiten".

Floridas Gouverneur Ron DeSantis sagte Reportern Samstag, dass die Evakuierung eines nahe gelegen ähnlichen Gebäudes zur Debatte stehe. Es gebe aber keine Hinweise auf unmittelbare Gefahr.

by CHANDAN KHANNA