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UN-Kommando: US-Bürger hat unerlaubt die Grenze nach Nordkorea überquert

Ein US-Bürger hat nach UN-Angaben während einer Besichtigung der entmilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea unerlaubt die stark gesicherte Grenze nach Nordkorea übertreten. "Wir gehen davon aus, dass er sich derzeit in Gewahrsam der DVRK befindet", erklärte am Dienstag das UN-Kommando vor Ort unter Verwendung von Nordkoreas offiziellem Namen Demokratische Volksrepublik Korea. Das UN-Kommando arbeite mit den nordkoreanischen Streitkräften zusammen, "um den Vorfall zu lösen".

Südkorea und Nordkorea befinden sich bis heute formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Seit Kriegsende trennt eine Demilitarisierte Zone (DMZ) die beiden koreanischen Staaten. Die an den Grenzstreifen angrenzenden Gebiete werden streng bewacht. 

Die DMZ ist gleichzeitig ein beliebtes Touristenziel. Jeden Tag besichtigen hunderte Besucher das Gebiet auf der südkoreanischen Seite. Der südkoreanische Sender SBS berichtete, es handele sich bei dem Mann, der die Grenze am Dienstag überquerte, um einen Soldaten der US-Armee. Das Verteidigungsministerium in Seoul wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorfall äußern.

Nordkorea hatte seine Grenzen zu Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 abgeriegelt und bis heute nicht wieder geöffnet. Auch die Präsenz von Sicherheitspersonal auf der nordkoreanischen Seite der gemeinsamen Sicherheitszone in der DMZ wurde deutlich reduziert. 

Als die Nachrichtenagentur AFP die gemeinsame Sicherheitszone zu Beginn des Jahres besichtigte, waren keine nordkoreanischen Wachen in der Gegend zu sehen gewesen. Dennoch dürfen südkoreanische oder US-Kräfte nicht über die Grenze treten, um etwa wie in diesem Fall einen US-Bürger wieder zurückzuholen. 

Ein Experte der US-Armee erklärte, er habe keine Ahnung, wie die Nordkoreaner auf diesen Vorfall reagieren würden. "Dies ist der erste Kontakt seit Covid (...) Wir wissen nicht, was sie denken", fügte Steve Tharp gegenüber "NK News" aus Seoul hinzu.

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind auf einem historischen Tiefpunkt. Südkorea gehört zu den Verbündeten der USA, das kommunistische Nordkorea zählt die Vereinigten Staaten zu seinen größten Feinden.

Die USA verkündeten am Dienstag die Stationierung eines mit Atomwaffen bestückten U-Boots der US-Marine in Südkorea. Das letzte Mal, dass die USA eines seiner atomwaffenfähigen U-Boote nach Südkorea entsandte, war 1981. Washington hatte im April ein Abkommen mit Seoul vereinbart, um den atomaren Schutzschild für Südkorea zu stärken. 

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region und hatte angekündigt, das eigene Atomwaffenarsenal "exponentiell" auszubauen. Washington und Seoul warnen deshalb bereits seit Monaten, dass Nordkorea in näherer Zukunft einen Atomwaffentest ausführen könnte. Es wäre der erste solche Test seit 2017.

Nordkorea hatte die Stationierung des U-Boots, das Raketen mit Atmwaffen abschießen kann, bereits zuvor verurteilt. Damit drohe die Situation auf der koreanischen Halbinsel näher an die "Schwelle eines Atomkonflikts" zu rücken, hieß es aus Pjöngjang.

aka/yb