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Umweltverbänden und Hilfsorganisationen kritisieren G7-Beschlüsse als unzureichend

Aktivisten verlangen weitergehende Maßnahmen gegen Pandemie und Klimawandel

Wenig Lob und viel Unmut: Die Beschlüsse des G7-Gipfels werden von Umweltverbänden und Hilfsorganisationen überwiegend kritisch bewertet. Angesichts der Corona-Pandemie und der Klima-Krise hätten die Staats- und Regierungschefs "auf ganzer Linie versagt, die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen", erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam nach Abschluss des Gipfeltreffens am Sonntag. "Noch nie in der Geschichte der G7 war die Kluft zwischen ihren Taten und den Bedürfnissen der Welt größer."

Die Kinderhilfsorganisation World Vision erklärte, es seien "große Chancen verpasst worden". Es habe zwar nicht am gutem Willen gemangelt, "aber an der Kraft zur Umsetzung wirklich effektiver Programme". Vor allem mit Blick auf den Klimaschutz und die Corona-Impfkampagne hätten die G7-Staaten "halbherzig gehandelt".

World Vision beklagte, dass bei dem Gipfel keine Freigabe von Patent- und Eigentumsrechten auf Impfstoffe beschlossen worden sei. Die Bereitstellung von einer Milliarde Impfdosen für ärmere Länder sei eine "kurzfristige Hilfe, aber kein längerfristiges Konzept zur Bekämpfung von Pandemien".

Die Organisation Climate Action Network (CAN) kritisierte die Beschlüsse des G7-Gipfels als "kurzsichtig" und "egoistisch". CAN-Chefin Tasneem Essop warf den G7-Staaten mit Blick auf den Patentschutz für Impfstoffe eine "mangelnde globale Solidarität" vor. Auch die Zusagen zugunsten des Klimaschutzes in ärmeren Ländern seien zu niedrig ausgefallen.

Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte enttäuscht. Die Vereinbarungen zum Klimaschutz seien bei Weitem nicht ausreichend, "um den Verfall der Natur bis 2030 zu stoppen", erklärte der Vorsitzende von Greenpeace in Großbritannien, John Sauven.

Der Umweltverband WWF beklagte ebenfalls eine "aus Umweltsicht unzulängliche" Abschlusserklärung. Darin sei viel bereits Beschlossenes bekräftigt worden. Zudem seien die Vereinbarungen zu vage. Positiv zu bewerten sei der Beschluss der G7 zum Schutz der Biodiversität.

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch befürwortete die Ankündigung der Bundesregierung, den deutschen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung "perspektivisch" von vier auf sechs Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen. Dies sei "ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung - auch wenn er kürzer ist als die von der Zivilgesellschaft geforderte Verdopplung", erklärte der Germanwatch-Klimaexperte David Ryfisch.

Die G7-Staaten USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Kanada hatten von Freitag bis Sonntag in Cornwall miteinander beraten. Zentrale Themen waren die Corona-Pandemie und ihre Folgen, der Klima- und Artenschutz und die Verteidigung westlicher Werte.

by Ben STANSALL