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Umstellung auf E-Mobilität wirkt sich erheblich auf Beschäftigung aus

Laut Studie mehr Anstrengung für Weiterbildung nötig

Die Umstellung auf Elektromobilität bei den Autobauern hat einer Studie zufolge erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung - und macht bereits heute mehr Anstrengungen etwa bei Umschulungen nötig. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Studie des Münchner Ifo-Instituts im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hervorgeht, hängt in der Branche bislang knapp jeder zweite Arbeitsplatz an der Verbrennertechnologie.

Im Jahr 2019 stellten demnach mehr als 447.000 Menschen Produkte her, die direkt mit der Verbrennertechnologie zusammenhängen - etwa Dieselmotoren, Abgasreinigungssysteme oder Auspufftöpfe. "Das entspricht rund sieben Prozent der Beschäftigung in der deutschen Industrie", heißt es in der Studie. In der Automobilindustrie selbst hängt demnach knapp jeder zweite Arbeitsplatz an der Verbrennertechnologie. Zudem seien 2019 mehr als 166.000 Menschen mit der Herstellung von Produkten beschäftigt gewesen, die indirekt mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu tun haben, wie beispielsweise Schaltgetriebe.

In der Summe hätten damit im Jahr 2019 rund 613.000 Menschen Produkte mit Verbindung zu Verbrennungsmotoren hergestellt. Der Wert dieser Produkte habe sich auf einen Wert von mehr als 149 Milliarden Euro summiert. Zum Vergleich: Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb waren in dem Jahr demnach 3,1 Milliarden Euro wert, Plug-in-Hybridfahrzeuge rund 4,3 Milliarden Euro.

Inzwischen befindet sich die Autobranche laut der Studie allerdings in einem komplexen Transformationsprozess, der mindestens das kommende Jahrzehnt prägen werde - und das werfe die Frage auf, wie die Beschäftigungseffekte, die damit zusammenhängen, "aufgefangen" werden könnten. Der Untersuchung zufolge hängt dies auch davon ab, wie schnell sich der Umbruch hin zur E-Mobilität vollzieht - insbesondere mit Blick auf die Flottengrenzwerte der EU-Regulierung.

"Würde sich der Produktionswert bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in Deutschland um die der Regulierung entsprechenden Anteile reduzieren, wären davon im Jahr 2025 mindestens 178.000 Beschäftigte betroffen", heißt es in der Studie. 2030 sind es demnach mindestens 215.000 Beschäftigte, davon 165.000 in der Automobilindustrie selbst.

Zugleich würden rund 75.000 Beschäftigte in der Automobilindustrie bis 2025 in den Ruhestand gehen, hiervon rund 38.800 im Fahrzeugbau, die übrigen in der Herstellung von Teilen. Bis 2030 werde die altersbedingte Fluktuation rund 147.000 Beschäftigte betreffen, davon rund 73.000 im Fahrzeugbau.

Somit ergebe sich eine "erhebliche Lücke zwischen den betroffenen Beschäftigten und der anstehenden altersbedingten Beschäftigungsfluktuation". Es zeige sich deutlich, "wie tiefgreifend der laufende Transformationsprozess in den kommenden Jahren sein wird". Bereits heute seien angesichts dieser Entwicklung "erhebliche Anstrengungen" nötig, etwa durch Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, "um den Transformationsprozess zu meistern und gleichzeitig die negativen Beschäftigungswirkungen abzufedern".

by Ronny Hartmann