Kurz vor der geplanten Pressekonferenz von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Umgang mit dem Wolf hat der Landkreistag die Bundesregierung aufgefordert, die Entnahme von Wölfen auf Basis von Abschussplänen möglich zu machen. Auf nationaler Ebene müssten die Naturschutz- und jagdrechtlichen Bundesgesetze geändert werden, sagte Landkreistag-Präsident Reinhard Sager dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). "Dabei sollte geregelt werden, dass Wölfe auf Grundlage eines Abschussplans gejagt werden dürfen", forderte er.
Vor allem in Gebieten, in denen ein guter Erhaltungszustand bestehe, müsse ein regionales Bestandsmanagement ermöglicht werden, sagte Sager. "Das heißt, wir müssen den Wolf dort in seiner Ausbreitung einhegen können."
Sager forderte eine Änderung des Schutzstatus' auf EU-Ebene. "Die Wolfsbestände sind in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen. Das führt immer mehr zu Ängsten in der Bevölkerung. Wir haben mehr Angriffe auf Weidetiere", warnte Sager. "Wir halten den bisherigen absoluten Schutz des Wolfs, der einen bürokratisch aufwändigen Abschuss nur bei Problemwölfen zulässt, deshalb nicht mehr für erforderlich." Die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass auf europäischer Ebene der Schutzstatus des Wolfs geändert werde, betonte er.
Der Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), bekräftigte seinerseits seine Forderung nach einem erleichterten Abschuss von auffälligen Wölfen. "Ich sehe den Bund hier ganz klar in der Pflicht, den Ländern nun endlich ein vereinfachtes und rechtssicheres Verfahren zur Entnahme von auffälligen Tieren zu ermöglichen", sagte der Minister dem RND. "Der Wolf muss zielgerichtet und schnell entnommen werden dürfen, wenn er Schaden anrichtet, um die Weidetierhaltung, die auch wichtige ökologische Funktionen erfüllt, zu entlasten."
Der SPD-Politiker kritisierte die aktuelle Regelung, nach der ein Wolf nur entnommen werden darf, wenn er "mehrfach einen 1,20 Meter hohen Elektrozaun überwindet und Schafe reißt". Dies müsse geändert werden, fügte Backhaus hinzu. "Wir müssen dringend zu praxistauglichen Regelungen kommen."
Lemke will am Donnerstag die neuen Vorschläge ihres Hauses zum Umgang mit dem Wolf vorstellen. Die Ministerin hatte Anfang September bereits angekündigt, dass Abschüsse von Wölfen schneller und unbürokratischer möglich sein müssten. Sie kündigte auch "mehr Unterstützung und Sicherheit" für betroffene Weidehalter an.
Landwirte in Deutschland klagen über zunehmende Schäden durch Wolfsrudel. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr als 4000 Weidetiere durch Wolfsangriffe verletzt oder getötet oder wurden anschließend vermisst.
kbh