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Umfrage: Große Mehrheit kritisiert mangelndes Engagement gegen Kinderarmut

Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland findet einer Umfrage zufolge, dass zu wenig zur Reduzierung der Kinderarmut getan wird. Laut dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes bemängeln 72 Prozent der Erwachsenen sowie 61 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein unzureichendes Engagement von Staat und Gesellschaft gegen Kinderarmut. 

Lediglich sieben Prozent der Erwachsenen sowie fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen sind der Meinung, dass sehr viel zur Reduzierung der Kinderarmut getan wird. Dass "eher viel" getan wird, sagten 15 Prozent der Erwachsenen und 22 Prozent der Unter 18-Jährigen. Die Hauptursache für Kinderarmut sind nach Ansicht der Umfrageteilnehmer die zu geringen Einkommen in Deutschland - 83 Prozent der Erwachsenen sowie sogar 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen äußerten sich entsprechend.

Dass von Armut betroffene Kinder weniger Chancen auf einen guten Bildungsabschluss haben und sich Armut dadurch fortsetzt, sehen 81 Prozent der Erwachsenen und 68 Prozent der Minderjährigen so. Als weitere wichtige Gründe für Kinderarmut wurden eine mangelnde Unterstützung von Alleinerziehenden sowie ein unzureichendes Engagement von Politikerinnen und Politikern beim Thema Kinderarmut genannt.

Bei der Frage, wie Kinderarmut bekämpft werden sollte, sprachen sich in beiden Befragungsgruppen jeweils über 90 Prozent für kostenlose Bücher und Lehrmittel in der Schule sowie mehr Fachkräfte und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Schulen und Kitas aus. Ein sehr großer Teil der Befragten fordert zudem kostenlose Ganztagsbetreuungen, kostenfreie Beteiligungsmöglichkeiten an Bildung, Kultur und Sport sowie politische Maßnahmen für günstigen Wohnraum.

Auch bei der Frage der Finanzierung dieser Maßnahmen gibt es eine große Übereinstimmung unter den Befragten: Knapp zwei Drittel der Erwachsenen wären bereit, mehr Steuern zu zahlen, wenn damit das Problem der Kinderarmut wirksam bekämpft würde. 

Der Kinderreport zeige "glasklar auf, dass die Menschen in unserem Land Staat und Gesellschaft in der Pflicht sehen, mehr als bisher gegen die Kinderarmut in Deutschland zu unternehmen", erklärte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger. Hier brauche es ein Gesamtkonzept, das mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist und umfassende Reformen bündelt.

"Kinderarmut ist Familienarmut", erklärte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Die Kindergrundsicherung sei das wichtigste sozialpolitische Vorhaben, um die finanzielle Situation von Familien zu verbessern. Die Kindergrundsicherung soll ab 2025 verschiedene Leistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag ersetzen und leichter zugänglich sein. Ihre Einführung wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, über die genaue Ausgestaltung und Finanzierung wird jedoch weiterhin gestritten. 

Für den Kinderreport 2023 befragte das Institut Kantar Public im Januar 682 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren online. 1.011 Erwachsenen nahmen an einer repräsentativen Telefonumfrage teil.

awe/bfi