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Ukrainischer Junge doch nicht von Brücke in Niedersachsen geworfen

Die Staatsanwaltschaft in Göttingen will die Ermittlungen zum Sturz eines zehnjährigen ukrainischen Jungen von einer Brücke in Einbeck einstellen. Sie hätten ergeben, dass der Junge doch nicht von einem Mann ins Wasser geworfen worden sei, teilte die Behörde in der niedersächsischen Stadt am Donnerstag mit. Es sei von einem anderen Ablauf des Vorfalls auszugehen.

Nach der Vernehmung weiterer Zeugen nimmt die Staatsanwaltschaft an, dass der Junge sich zuerst beim Spielen am Kanal mit anderen Kindern den Fuß an einer Scherbe oder einem anderen scharfen Gegenstand aufschnitt und blutete. Später sei es offenbar zum Streit mit einem Mann gekommen, der in Begleitung einer Frau und dreier Kinder gewesen sein soll. Einem Sprecher zufolge riefen der Junge und seine Begleiter Schimpfwörter.

Die Ermittler nehmen aber nicht an, dass der Mann das Kind schubste. Der Junge sei auf einen schmalen Stahlträger geklettert, um über das Brückengeländer zu steigen. Nach Eindruck des Kinds habe der Mann ihn am T-Shirt gefasst und geschubst. Die Polizei schätzt aber, dass der Junge stattdessen das Gleichgewicht verlor. Sonst wäre er wohl rücklings gefallen, erläuterte der Sprecher. Der Junge landete aber nach seinen eigenen Angaben mit den Füßen im 20 Zentimeter tiefen Wasser.

Die Ermittlungen ergaben, dass er Sorge hatte, wegen seiner verschmutzten Kleidung und der Fußverletzung zu Hause Ärger zu bekommen, und darum einen Unbekannten beschuldigte. Der ursprüngliche Tatverdacht habe auf Zeugenaussagen, Blutspuren an dem Stahlträger und einem ärztlichen Bericht aus dem Krankenhaus beruht. Der Junge hatte erzählt, dass der Mann sich darüber beschwert hatte, dass er und andere Kinder Ukrainisch sprachen.

Das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen versuchten Totschlags dürfte nun einzustellen sein, erklärte die Staatsanwaltschaft.

smb/cfm