Zum ukrainischen Unabhängigkeitstag hat ein Spezialkommando nach Geheimdienstangaben einen Einsatz auf der Krim ausgeführt und die ukrainische Fahne auf der von Russland annektierten Halbinsel gehisst. Bei dem Einsatz habe "der Feind Verluste unter seinen Männern" erlitten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Donnerstag mit. Präsident Wolodymyr Selenskyj würdigte angesichts des Unabhängigkeitstags seine Landsleute derweil als "freies Volk", Deutschland sicherte Kiew weiteren Beistand zu.
Wie der ukrainische Militärgeheimdienst weiter im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurde bei dem Einsatz auf der Krim zudem Ausrüstung zerstört. Die Spezialkräfte seien in der Nacht vom Meer im Westen der Krim nahe der Orte Oleniwka und Majak an Land gegangen und inzwischen wieder von der Halbinsel abgerückt, ohne Verluste zu erleiden. "Alle Ziele und Aufgaben wurden erfüllt", erklärte der ukrainische Geheimdienst. "Und die Nationalflagge wehte wieder auf der ukrainischen Krim."
Russland hatte die Halbinsel im Jahr 2014 völkerrechtswidrig annektiert. Zuletzt war die Krim regelmäßig Ziel ukrainischer Angriffe. Die Regierung in Kiew hat erklärt, das gesamte von Russland besetzte Gebiet zurückerobern zu wollen, einschließlich der Krim.
Der ukrainische Einsatz auf der Halbinsel erfolgte in der Nacht zum Unabhängigkeitstag des Landes. Die Ukraine hatte am 24. August 1991 im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erklärt. Am 24. Februar 2022, exakt ein halbes Jahr vor dem Unabhängigkeitstag, begann Russland seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Der Unabhängigkeitstag sei ein Feiertag eines "freien", "starken" und "würdigen" Volkes, erklärte Selenskyj in Onlinemedien. Er legte in der Hauptstadt Kiew an der Seite seiner Frau Olena einen Blumenkranz an einer Gedenkstätte mit Porträts gefallener Soldaten nieder. "Wir gedenken all derer, die ihr Leben für Freiheit und Unabhängigkeit, für die freie Zukunft der Ukraine gegeben haben." Der Präsident rief seine Landsleute dazu auf, "in diesen schwierigen Zeiten nicht die Zuversicht zu verlieren".
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sicherten der Ukraine zum zweiten ukrainischen Nationalfeiertag seit Beginn des russischen Angriffskriegs weiteren Beistand zu. Scholz richtete sich auf dem Onlinedienst X direkt an Selenskyj: "Wir stehen an Ihrer Seite." Baerbock sagte, Deutschland müsse die Ukraine unterstützen "mit allem, was wir haben".
Derweil meldete der örtliche Gouverneur aus der Stadt Dnipro im Osten der Ukraine mindestens zehn Verletzte durch einen russischen Angriff. Er teilte mehrere Fotos auf Telegram, die beschädigte Gebäude und Trümmer auf dem Boden zeigten. In der Stadt Cherson im Süden des Landes wurde dem örtlichen Gouverneur zufolge ein sieben Jahre altes Mädchen verletzt.
Norwegische Medien berichteten unterdessen ohne Angaben von Quellen, auch Oslo werde der Ukraine F-16-Kampfjets liefern. Eine Zahl von Jets oder ein mögliches Lieferdatum nannten sie nicht. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP wollte das norwegische Verteidigungsministerium die Berichte "weder bestätigen noch dementieren".
Norwegen wäre das dritte Land nach den Niederlanden und Dänemark, das der Ukraine die Jets aus US-Produktion bereitstellen würde. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs fordert Kiew von seinen westlichen Verbündeten moderne F-16-Jets zur militärischen Unterstützung im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg.
mhe/jes