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Ukraine meldet Abschuss von russischen Hyperschallraketen

Bei erneuten russischen Luftangriffen auf Kiew hat die Ukraine nach eigenen Angaben moderne russische Hyperschallraketen abgefangen. "Vergangene Nacht haben unsere Luftverteidiger sechs russische Hyperschallraketen vom Typ Kinschal abgeschossen", erklärte Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Russland hingegen erklärte, alle von seinem Militär anvisierten Ziele in der Ukraine seien getroffen worden. Derweil wurde ein chinesischer Sondergesandter im Zuge seiner diplomatischen Vermittlungsinitiative zu einem Besuch in Kiew erwartet.

"Ein weiterer unglaublicher Erfolg für die ukrainischen Luftstreitkräfte!", schrieb Resnikow auf Twitter. Zusätzlich zu den Kinschal-Raketen seien zwölf weitere Raketen abgeschossen worden, erklärte er. Nach ukrainischen Armee-Angaben zerstörte die Luftabwehr alle von Russland über Nacht abgefeuerten 18 Raketen sowie neun Drohnen. Mit welchen Waffen die Raketen vom Himmel geholt wurden, teilte die Armee zunächst nicht mit. 

Nach Angaben von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko gingen einige Trümmerteile in mehreren Stadtteilen der Hauptstadt nieder, dabei seien drei Menschen verletzt worden. Einige Raketenteile trafen demnach auch den Zoo. Weder Mitarbeiter noch Tiere seien jedoch verletzt worden.

Im Interview mit der "Bild"-Zeitung sprach Klitschko am Dienstag von "einem der heftigsten Angriffe auf Kiew seit Beginn des Krieges". Ziel des russischen Beschusses sei auch die ukrainische Luftabwehr. Die "Massivität der Luftangriffe" sei "möglicherweise eine Antwort auf westliche Waffenlieferungen", sagte Klitschko. 

Nico Lange, der bis 2021 Chef des Leitungsstabs im Verteidigungsministerium war, erwartete weitere Angriffe auf Kiew. "Russland testet die neuen Luftverteidigungssysteme der Ukraine (...) und will Rückschlüsse auf die Positionen" etwa von US-Patriot oder deutschen Iris-Systemen ziehen, sagte er dem Blatt. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Olekseii Makeiev, dankte Deutschland und den USA auf Twitter für die Luftabwehrsysteme.

Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte später, die von seinen Streitkräften eingesetzten Raketen längerer Reichweite hätten alle Ziele getroffen. Darunter seien Militärdepots, in denen "von westlichen Ländern gelieferte Munition, Waffen und Ausrüstung" gelagert würden.

Vergangene Woche hatte die Ukraine erstmals den Abschuss einer russischen Kinschal-Hyperschall-Rakete gemeldet. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge war sie mit einem Patriot-Abwehrsystem abgewehrt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte hervorgehoben, das System werde die Abwehr gegen russische Angriffe "erheblich" stärken.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte die Kinschal 2018 vorgestellt. Die Raketen sind in der Lage, bei extremer Geschwindigkeit Höhe und Richtung zu ändern - und somit der gegnerischen Flugabwehr auszuweichen. Putin pries sie daher als "unbesiegbar".

Unterdessen wurde in Kiew erstmals der chinesische Sondergesandte Li Hui im Rahmen seiner diplomatischen Initiative im Ukraine-Krieg zu einem zweitägigen Besuch erwartet. Ziel von Lis Reise ist es nach Angaben Pekings, "mit allen Parteien über eine politische Lösung" im Ukraine-Konflikt zu sprechen. 

Ein hochrangiger ukrainischer Beamter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die ukrainischen Behörden planten zwar weitere Gespräche über die Haltung Kiews zum Konflikt und Chinas Vermittlungsinitiative. Doch Präsident Selenskyj habe bereits bei seinem Gespräch mit dem Papst im Vatikan am Wochenende gesagt, "dass wir keine Vermittlung um der Vermittlung willen brauchen". Dieselbe Botschaft werde nun auch an Li weitergegeben. "Den Krieg mit einem Kompromiss auf Kosten der Ukraine zu beenden", werde demnach "nicht funktionieren".

China bemüht sich nach eigenen Angaben im Ukraine-Konflikt um eine neutrale Position und will sich als Vermittler positionieren. Die Regierung in Peking hat den russischen Angriff auf die Ukraine bis heute nicht verurteilt. 

Nach China kündigten am Dienstag auch sechs afrikanische Staatschefs eine gemeinsamen Mission im Bemühen um eine Friedenslösung zwischen Russland und der Ukraine an. Die Staatschefs wollten "so bald wie möglich" in beide Länder reisen, sagte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa. Putin und Selenskyj hätten eingewilligt, die Mission zu empfangen.

kas/cp