Holt die Ukraine jetzt zum Gegenschlag aus? Laut russischen Quellen hat die ukrainische Armee seit Freitagabend Dutzende Raketen und Drohnen auf die westrussische Region Belgorod abgefeuert. Diese Region grenzt an das angegriffene Charkiw, und Kiew darf sie seit gestern mit westlichen Waffen angreifen. Gerade erst hatte der Westen Grünes Licht für Attacken auf russisches Gebiet gegeben, dreht sich der Krieg jetzt Richtung Moskau?
"Die Stadt Belgorod und die Region Belgorod. Raketengefahr. Bleiben Sie nach Möglichkeit zu Hause. Gehen Sie nicht in die Nähe der Fenster“, warnte Russlands Ministerium für Notsituationen kurz vor Mitternacht die Bevölkerung. Kurz darauf gab es laut der staatlichen Nachrichtenagentur TASS "mindestens 40 Explosionen am Himmel“ über der Stadt Belgorod (356.000 Einwohner). Auch 50 Kilometer weiter westlich, nahe dem Dorf Belenkoe, habe es Einschläge ukrainischer Geschosse gegeben, so der Gouverneur der Region. Auch am Morgen gingen die ukrainischen Angriffe auf Belgorod laut russischen Angaben weiter. "Zwei ukrainische unbemannte Luftfahrzeuge wurden über dem Gebiet der Region Belgorod zerstört“, erklärten russische Medien. Wichtig zu wissen: Russlands Staatspropaganda bezeichnet jeden ukrainischen Angriff auf russisches Territorium als "Terrorismus“, behauptet, dass jeder Angriff sich gegen zivile Ziele richte, und erklärt, dass jeder Angriff auf militärische Infrastruktur vereitelt wurde. Die Realität sieht oft anders aus, wie Hunderte Videos erfolgreicher ukrainischer Angriffe auf militärische Objekte in Russland belegen.
Auch unabhängige Beobachter bestätigten die nächtlichen Angriffe auf Belgorod. Der X-Account "OSINTdefender“ (1,1 Millionen Follower) berichtete: "Die ukrainischen Streitkräfte scheinen ihren ersten Angriff auf die Region Belgorod in Westrussland mit von den USA bereitgestellten Waffen gestartet zu haben. Aufnahmen zeigen den Abschuss von mindestens acht Raketen aus einem M142 HIMARS südlich von Wowtschansk, gefolgt von Luftangriff-Alarmen in Russland.“
Gleichzeitig zeigen die intensiven ukrainischen Bemühungen in und um Charkiw immer mehr Erfolge am Boden. Nördlich von Charkiw Stadt konnte die russische Offensive komplett gestoppt werden. Dort hält die ukrainische Armee seit einer Woche bei Lypzi die Front. In der Stadt Wowtschansk, die Russland vor zwei Wochen bereits zur Hälfte erobert hatte, kontrolliert der Kreml nach ukrainischen Angaben aktuell nur noch rund 30 Prozent. Videos zeigen, wie Russland die zuvor bereits eroberten Viertel massiv aus der Luft bombardiert. Dazu setzt die russische Luftwaffe Jagdbomber ein, die aus etwa 50 Kilometer Entfernung gelenkte Gleitbomben abwerfen. Gegen diese tödlichen Waffen hat die Ukraine bislang keine Mittel und auch keine Erlaubnis, die russischen Bomber über russischem Boden abzuschießen oder ihre Luftwaffenstützpunkte zu bombardieren.