Russland unter Druck! Russlands Präsident Wladimir Putin (71) musste am Montag einräumen, dass die Ukraine auch sechs Tage nach dem Beginn ihrer Offensive nach Russland weiterhin 28 Ortschaften in der westrussischen Region Kursk kontrolliert. Was plant Selenskji und wie reagiert Putin?
Der ukrainische Armeekommandant bestätigte, dass die ukrainischen Streitkräfte bereits 1000 Quadratkilometer in Kursk erobert haben. Doch wie wird sich die unerwartete ukrainische Offensive weiterentwickeln? Experten sehen drei mögliche Szenarien für den Verlauf der ukrainischen Aktion.
Das am wenigsten wahrscheinliche Szenario ist ein weiterer ukrainischer Vormarsch innerhalb der Region Kursk. Militäranalyst Andrew Perpetua erklärte auf dem sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter), dass Berichte über einen Stopp der Offensive hauptsächlich "FSB-Propaganda“ seien. Demnach könnten ukrainische Soldaten weiterhin in Kursk vorrücken, möglicherweise bis zur strategisch wichtigen Autobahn, die in die benachbarte Region Belgorod und weiter in das umkämpfte Gebiet Charkiw führt. Derzeit sind es noch etwa 60 Kilometer bis zu dieser Versorgungslinie der russischen Invasionsarmee.
Ein weiteres mögliches Szenario ist, dass die Ukraine sich auf die Verteidigung der eroberten Gebiete konzentriert. Dies wäre riskant, da die ukrainischen Stellungen mehrere kleine Vorposten umfassen, die leicht abgeschnitten werden könnten. Der australische Militärexperte Mick Ryan vom "Lowly Institute“ in Sydney erklärte, dass Kiew in diesem Fall eine große Anzahl an Truppen verlieren könnte, was die Offensive zu einer strategischen und politischen Belastung machen würde. In deutschen Militärkreisen wird die begrenzte Ressourcenkapazität und die schwache Luftverteidigung der Ukraine angesprochen, die möglicherweise einen Rückzug aus den Gebieten ratsam erscheinen lassen könnten, sobald Russland seine Luftwaffe und Artillerie neu ausrichtet.
Das wahrscheinlichste Szenario wäre ein geordneter Rückzug der Ukraine, sobald Russland große Teile seines Militärs nach Kursk verlegt hat. Emil Kastehelmi von der finnischen Denkfabrik "Black Bird Group“ erklärte, dass der Erfolg der Operation mit der Ankunft zusätzlicher russischer Verstärkungen schwieriger werde und der Überraschungseffekt abnehme. Ein solcher Rückzug könnte der Ukraine ermöglichen, die politischen und strategischen Vorteile der Operation zu maximieren und gleichzeitig erfahrene Truppen für zukünftige Offensiven in den Jahren 2024 und 2025 zu erhalten. Deutsche Militärkreise betonen, dass die Ukraine bereits Erfolge im Informationsraum und durch Kriegsgefangene erzielt hat, jedoch fraglich sei, ob die eroberten Gebiete als Tauschmaterial dienen könnten, da Russland möglicherweise ohne Rücksicht auf Verluste eigene Gebiete bombardieren würde.