Die türkische Regierung hat die geplante Einrichtung einer neuen Handelsplattform für russisches Erdgas infrage gestellt. "Wir haben schon eine gut funktionierende und täglich genutzte Plattform für den Strom- und Gashandel", sagte Energieminister Alparslan Bayraktar in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit mehreren Medien in Ankara. "Brauchen wir wirklich noch eine weitere Plattform?"
"Wir verkaufen Gas an Bulgarien, an Ungarn", sagte Bayraktar weiter. "Die Türkei ist bereits ein verlässliches Transitland" für Gas.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im vergangenen Oktober bei der Türkei dafür geworben dort einen neuen "Gas-Hub" zu errichten, durch den russisches Erdgas in Richtung EU geliefert werden könnte - unter Umgehung bestehender Pipelines etwa durch die Ukraine. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schien dies zu befürworten und ordnete an, "unverzüglich" mit den entsprechenden Bauarbeiten zu beginnen.
Viel geschehen ist seitdem allerdings nicht. Putin ruderte später zurück und sprach nur noch davon, dass eine Plattform zur elektronischen Erfassung von Gastransporten statt tatsächlicher physischer Gasspeicher eingerichtet werden solle. Die türkische Regierung scheint dies jedoch nicht für nötig zu erachten, wie der Energieminister nun verdeutlichte.
In der EU war das türkisch-russische Vorhaben ohnehin auf Unverständnis und Misstrauen getroffen. Ein derartiges Projekt ergebe "keinen Sinn", da Europa ohnehin seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern wolle, erklärte etwa das französische Präsidialamt.
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