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Türkische Gemeinde warnt: Wahl der AfD ist "Untergang" von offener Gesellschaft

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat nach dem Bekanntwerden des Geheimtreffens zur Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund mögliche AfD-Sympathisanten vor einer Wahl der Partei gewarnt. "Allen, die jetzt ernsthaft noch darüber nachdenken, die AfD zu wählen, möchte ich sagen: Ihr wählt keine Alternative, keine Besserung und schon gar nicht die Lösung für eure Probleme", erklärte der Vorsitzende Gökay Sofoglu am Montag. "Ihr wählt den Untergang unserer offenen und demokratischen Gesellschaft."

Die Folgen einer Machtübernahme durch Rechtsextreme würden verheerend sein, stellte Sofoglu klar. Die Industrie wandere ab, wo keine Fachkräfte willkommen seien, "die nicht Thomas oder Stefanie heißen". Der Tourismus werde ausbleiben und in den Bundesländern, in denen "diese migrationsfeindliche Stimmung" den Alltag präge, komme es zu "welkenden Landschaften". An das gesellschaftliche Klima bei solch einem "Horrorszenario" wolle er "gar nicht erst denken", so Sofoglu. "Ihr wählt euren eigenen Untergang!"

Die Co-Vorsitzende Aslihan Yesilkaya-Yurtbay, kritisierte eine mögliche Verharmlosung der bei dem Geheimtreffen besprochenen Pläne. "Viele Menschen und auch große Teile der Medien übernehmen jetzt dieses Wording der AfD und sprechen von 'Remigration' oder 'Rückführung'. Hören Sie auf damit, die Maskerade der AfD aufrechtzuerhalten", appellierte Yesilkaya-Yurtbay. Es gehe "um Deportationen und die Umvolkung großer Teile der deutschen Gesellschaft". 

Die Recherchen des Netzwerks Correctiv, das das Geheimtreffen aus dem November vor Kurzem öffentlich gemacht hatte, riefen vielen Menschen nun ins Bewusstsein, dass die AfD "tatsächlich gesichert rechtsextrem" sei, erklärte Yesilkaya-Yurtbay. "Hoffentlich schafft das einen Anlass, nun gemeinsam für die Demokratie einzustehen." Von den "Deportations- und Umvolkungsfantasien" wären nicht nur Menschen mit Migrationsgeschichte betroffen, betonte Yesilkaya-Yurtbay, sondern alle, die "für ein offenes und demokratisches Deutschland" einstünden.

hol/mt