Das Tübinger Pharmaunternehmen Curevac, das an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet, hat in den USA einen glänzenden Börsenstart hingelegt. Der Wert der Aktie stieg am ersten Tag im New Yorker Technologie-Index Nasdaq um knapp 250 Prozent. Nach einem Einstiegspreis von 16 Dollar kletterte der Aktienwert am Freitag bis Börsenschluss auf 55,90 Dollar.
Mit dem Börsengang besorgte sich Curevac rund 213 Millionen Dollar (rund 180 Millionen Euro) frisches Geld, um die Impfstoffentwicklung auf Basis der sogenannten mRNA-Technologie voranzutreiben. Insgesamt bot das Unternehmen zunächst rund 13,3 Millionen Stammaktien an. Knapp zwei Millionen weitere Papiere könnten die Zeichner dann kurzfristig zusätzlich ordern.
Zusammen stellt dies zehn Prozent des Kapitals dar. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen wird damit auf knapp 2,7 Milliarden Dollar bewertet.
Den Erlös des Börsengangs will Curevac in die Entwicklung seines Impfstoffprogramms gegen das Coronavirus stecken. Das Programm soll so bis zum Abschluss der klinischen Phase-3-Studie finanziert werden. Zudem will Curevac mit dem Geld seine kurzfristigen Produktionskapazitäten erweitern.
Mitte Juni hatten die deutschen Aufsichtsbehörden dem Tübinger Biotech-Unternehmen grünes Licht für eine klinische Studie mit einem möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus gegeben. Nach Unternehmensangaben sollen ab September Ergebnisse vorliegen.
Curevac nutzt ebenso wie das Mainzer Unternehmen Biontech die sogenannte RNA-Technologie zur Impfstoffentwicklung. Der genetische Bauplan für modifizierte Virus-Bestandteile wird dabei in den Körper injiziert. Zellen nehmen diese Erbinformation auf und produzieren daraus harmlose Erregerteile, worauf das Immunsystem reagiert. Es speichert die Immunantwort ab, die später gegen eine echte Infektion schützt.
Hauptinvestor von Curevac ist der Investitionsfonds Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Der Bund hat angekündigt, sich mit 300 Millionen Euro an Curevac zu beteiligen. Anfang Juli erhielt Curevac zudem eine Kreditzusage in Höhe von 75 Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank (EIB).
Das Deutsche Aktieninstitut hatte am Mittwoch kritisiert, der Curevac-Börsengang in den USA zeige, dass Deutschland noch immer kein attraktiver Standort für Börsengänge junger Wachstumsunternehmen sei. Hier müsse die Politik handeln.
by THOMAS KIENZLE