Nach Schließung der Wahllokale in Teilen der USA haben Sender erste Ergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten verkündet. Demnach gewann Amtsinhaber Donald Trump unter anderem in Indiana, Kentucky, Oklahoma, Tennessee, West Virginia, sein Herausforderer Joe Biden in Delaware, Maryland, Massachusetts, Vermont, Virginia und dem Hauptstadtbezirk District of Columbia. Diese Ergebnisse waren allerdings so erwartet worden und haben keine Aussagekraft für das Gesamtergebnis.
Ergebnisse aus den sogenannten Swing States, die den Wahlausgang entscheiden dürften, standen gegen 02.30 Uhr MEZ noch aus. In dem wichtigen Staat Florida zeichnete sich nach Angaben von US-Medien ein sehr enges Rennen ab, allerdings mit Vorteilen für Trump.
Für den Sieg müssen mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlleute gewonnen werden, die auf Ebene der Bundesstaaten vergeben werden. Neben Florida konzentrierte sich die Spannung vor allem auf die Swing States Georgia, North Carolina, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin.
Ob die US-Sender schon in der Nacht einen Gesamtsieger ausrufen werden, ist unklar. Wegen der vielen Briefwahlstimmen könnte sich die Auszählung lange hinziehen, es droht ein tage- oder sogar wochenlanger Wahlkrimi.
Bei der Wahl zeichnete sich eine sehr hohe Beteiligung ab. Eine Rekordzahl von mehr als hundert Millionen Bürgern hatte schon vor dem offiziellen Wahltermin abgestimmt - per Briefwahl oder durch direkten Einwurf der Wahlzettel.
Selten war eine US-Wahl derart erbittert umkämpft: Bis zuletzt schürte Trump Angst vor Unruhen und warnte vor angeblichem Wahlbetrug - vor allem durch die vielen Briefwahlstimmen. Viele seiner Kritiker befürchten, dass er eine mögliche Niederlage nicht anerkennen und nach der Wahl eine harte Auseinandersetzung um deren Ergebnis folgen könnte. Auch gibt es viele Sorgen, dass es zu Gewaltausbrüchen kommen könnte.
Trump sagte am Wahltag dem Sender Fox News zu Spekulationen, er könnte sich frühzeitig zum Sieger erklären, dies werde er nur dann tun, "wenn es einen Sieg gibt". Er wolle keine "Spiele spielen". Zugleich sagte er aber, die US-Bürger hätten ein Recht darauf, noch am Wahltag zu erfahren, wer gewonnen habe.
Laut dem US Elections Project der Universität von Florida gingen noch vor dem Wahltag mehr als 65 Millionen Briefwahlstimmen bei den Wahlbehörden ein. Die insgesamt im Vorfeld des 3. November abgegebenen 101 Millionen Stimmen entsprechen demnach mehr als 73 Prozent der insgesamt bei der Präsidentschaftswahl 2016 abgegebenen Stimmen. Angetrieben wurde das sogenannte Early Voting durch die Corona-Pandemie und die Angst vor Ansteckungen in den Wahllokalen am eigentlichen Wahltag.
Beide Kandidaten waren auch noch am Wahltag in den Bundesstaaten unterwegs und kämpften um die noch unentschlossenen Wähler: Biden trat nochmals in Pennsylvania auf, Trump besuchte Virginia. Er wolle wieder grundlegende Werte wie "Anstand und Ehre" im Weißen Haus verankern, sagte der 77-Jährige Kandidat der oppositionellen Demokraten in seinem Heimatort Scranton in Pennsylvania.
Obwohl Biden bis zuletzt in landesweiten Umfragen deutlich vor dem Republikaner Trump lag, hatten sich die Demokraten über den gesamten Wahlkampf hinweg zurückhaltend gezeigt. Mit Sorge denkt die Oppositionspartei an 2016 zurück: Damals hatten sich die meisten Demoskopen geirrt und eine Niederlage Trumps gegen seine demokratische Rivalin Hillary Clinton vorhergesagt.
Der Wahlkampf stand stark unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Mit mehr als 230.000 Toten haben die USA die höchste Opferzahl weltweit zu beklagen. Biden kritisierte Trumps Krisenmanagement scharf.
Neben dem Weißen Haus ging es am Wahltag auch um den US-Kongress: Die Demokraten hoffen, ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen zu können und Trumps Republikanern ihre Senatsmehrheit von 53 zu 47 Senatoren zu entreißen. Gewählt wurden zudem elf der 50 US-Gouverneure sowie zahlreiche Bürgermeister und weitere Amtsträger auf Kommunalebene.
by Von Jerome CARTILLIER