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Trump nimmt nur kurz am virtuellen G20-Gipfel teil und geht dann Golfen

US-Präsident verliert "kein einziges Wort" zu internationalen Themen

Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump noch einmal deutlich gemacht, welchen Stellenwert multilaterale Zusammenarbeit für ihn hat: An dem wegen der Corona-Krise virtuell stattfindenden G20-Gipfel nahm er am Samstag nur kurz teil - und ging dann Golfspielen. "Seine Rede bestand darin zu sagen, dass er eine absolut unglaubliche Arbeit während seiner Amtszeit geleistet hat, in wirtschaftlicher Hinsicht und auch angesichts der Pandemie", sagte ein Delegierter, der die nichtöffentlichen Gespräche verfolgte, der Nachrichtenagentur AFP.

Trump ergriff demnach kurz nach der Eröffnungsrede des Gastgebers, Saudi-Arabiens König Salman, das Wort. Dabei habe er "kein einziges Wort" über internationale Themen verloren. Sein Beitrag sei vielmehr eine Übung in "Eigenwerbung" gewesen, berichtete der Delegierte.

Nach Angaben eines zweiten Teilnehmers der Gipfelrunde, die wegen der Corona-Pandemie als Videokonferenz abgehalten wurde, sagte Trump zudem: "Es war eine Ehre, mit Ihnen zu arbeiten, und ich freue mich, in Zukunft und für eine lange Zeit mit Ihnen zu arbeiten."

Trump ist nur noch bis zum 20. Januar im Amt. Seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl am 3. November gegen den demokratischen Herausforderer Joe Biden hat er bislang nicht anerkannt. Ohne Vorlage von Beweisen prangert der Republikaner immer wieder massiven Wahlbetrug an.

Nach seiner Rede überließ Trump nach Angaben der beiden Teilnehmer seinen Platz US-Finanzminister Steven Mnuchin. Anschließend verließ er das Weiße Haus in Washington, um zu seinem Golfplatz in der Nähe der US-Hauptstadt zu fahren.

Nach Angaben des Weißen Hauses lobte Trump in seinem G20-Beitrag die Maßnahmen, welche die USA ergriffen hätten, "um die Schwachen zu schützen, bahnbrechende Behandlungsmethoden einzuführen und Impfstoffe und Therapien in rekordverdächtiger Geschwindigkeit zu entwickeln".

Trump ist für seine ablehnende Haltung gegenüber internationaler Zusammenarbeit bekannt. Während seiner Amtszeit fuhr er unter dem Motto "America first" ("Amerika zuerst") das Engagement der USA in multilateralen Formaten und internationalen Organisationen deutlich zurück.

2018 sorgte er auf dem G7-Gipfel in Kanada für einen Eklat. Wegen eines handelspolitischen Streits mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau kündigte er die gemeinsame Abschlusserklärung nachträglich per Tweet auf - ein beispielloser Vorgang in der mehr als 40-jährigen Geschichte des informellen Verbunds führender westlicher Industriestaaten.

by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS