Trotz sinkender Behandlungszahlen sind Kinder und Jugendliche in Deutschland noch immer psychisch stark belastet. Vor allem Mädchen aus besser gestellten Familien seien häufiger wegen Depressionen, Angststörungen und Essstörungen in Behandlung als Teenager aus sozial schwächeren Schichten, wie eine am Dienstag in Hamburg veröffentlichte Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit zeigt.
Im vergangenen Jahr erhielten demnach insgesamt elf Prozent weniger Teenagerinnen eine Diagnose als 2021. Bei Jungen gingen die Neudiagnosen von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen um fünf Prozent zurück.
Allerdings sind sie der DAK zufolge vor allem bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren immer noch höher als vor der Coronapandemie. Hier lagen die Neudiagnosen 2022 im Vergleich zu 2019 um sechs Prozent höher. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr bei rund 110.000 jugendlichen Mädchen eine solche Erkrankung neu diagnostiziert. Bei den gleichaltrigen Jungen gab es 2022 acht Prozent weniger Neudiagnosen in diesem Bereich als vor der Pandemie.
Die Studie zeigt, dass Jugendliche aus höheren sozialen Schichten im Schnitt häufiger behandelt werden. Christoph Correll von der Berliner Charité vermutet, dass Jugendliche aus sozial schwächeren Milieus nicht grundsätzlich weniger psychisch krank seien. "Sie suchen nur seltener eine Behandlung auf", erklärte der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Charité. Er geht von einer großen Dunkelziffer in unteren sozialen Schichten aus.
DAK-Chef Andreas Storm nannte die Zahlen "besorgniserregend". "Das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich", warnte er. Experten werteten für die Analyse Abrechnungsdaten von rund 794.000 bei der DAK versicherten Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren aus.
hex/cfm